Regionale Comics

Regional-Krimis kennt man aber regionale Comics? Ja, die gibt es, aber sie werden zumeist weniger gut vermarktet und sind zugegebenerweise von bisweilen durchwachsener Qualität, was sie wieder mit einigen Krimis gemeinsam haben.

Diese Comics sind oft die Eintagsfliegen unter den Veröffentlichungen, manchmal im Eigenverlag erschienen; bisweilen von Städten und Gemeinden zu Jubiläen gesponsert, kennt man die meisten von ihnen nach kurzer Zeit nicht mehr. Sie sind vergriffen und tauchen höchstens noch auf dem Dachboden auf. Warum werden sie dann hier erwähnt? Weil sie dennoch wichtig sind. Zum einen zeigen sie die Vielfalt der Comicszene, der Comicbegeisterten im Land. Regionale Comics werden oft (nicht immer) von Nicht-Berufszeichnern produziert, für die Thema und das Comiczeichnen an sich im Mittelpunkt stehen. Zum anderen machen Sie auch die zunehmende Bedeutung und Akzeptanz von Comics deutlich. Wenn eine Graphic Novel bei Carlsen erscheint und im Feuilleton der FAZ besprochen wird, ist es das eine, wenn aber eine Gemeinde mitten auf dem Land sich dafür entscheidet, Geld in ein Comic zu investieren, dann ist das vielleicht sogar das aussagekräftigere Argument.

Zur Illustration seien hier nur zwei Beispiele genannt. Mitte der 1980er-Jahre erscheinen die Birbad Germanencomics von K. H. Donner und Jesus Blasco. Die wohl von den Asterix-Bänden beeinflusste Reihe kombiniert Elemente derselben (germanisches Dorf Anfang der Völkerwanderungszeit wehrt sich gegen die Hunnen) mit Fantasy-Elementen der germanischen Göttersagen. Das Funny (humorvolles Comic) verbindet dabei eine historische Geschichte mit Kommentaren zur aktuellen politischen und gesellschaftlichen Situation: „Met für alle! Mit diesem Beitrag zur Wählerstimmenoptimierung wurde wohl zum ersten und letzten Mal ein Wahlversprechen gegeben, das auch gehalten wurde“ (Bd. 1, Das Germanendorf, S. 14). Gleichzeitig erzählt Birbad eine fiktive Gründungsgeschichte der realen Gemeinde Ering. Auch wenn es sich explizit um Germanen und nicht Bajuwaren handelt, ganz ohne Einfluss scheint der Siedlungsraum nicht geblieben zu sein. Wie sonst ließe sich erklären, dass Metfässer grundsätzlich mit „O'zapft is!“ zerschlagen werden?

WEYARN IN BAYERN. Ein weißblauer Bilderbogen wurde 1999 von Peter Eggl (Texte) und Herbert Klee (Karikatur) in Zusammenarbeit mit der Gemeinde im Rahmen der Dorferneuerung entwickelt. Es schildert, wie es auf der Homepage des Ortes heißt, „in hintergründiger altbayerischer Art und Weise [...] die hier lebenden Menschen, ihre Gewohnheiten, Eigenheiten und Lebensgeschichten.“ Situiert ist dies alles in einer nicht näher bestimmbaren Pseudo-Vergangenheit (Pferdekutschen), behandelt aber aktuelle Probleme von Wildcampern über die Abwehr eines schottischen Fleischpflanzlbraters, die Gefährdung des Dorfladens bis hin zum Bau der neuen Schule. Das ist teilweise unterhaltsam, teilweise skurril, und manchmal kann man sich die Frage nicht verkneifen, ob Weyarn und Schilda nicht eine Städtepartnerschaft eingegangen sind.

Im Juni 2017 erschien übrigens der erste bayerische Superheldencomic: Tracht Man von Christopher Kloiber. Der titelgebende Held im futuristischen Lederhosenoutfit verfügt über ein gewisses Maß an Grundfähigkeiten, kann diese aber durch den Konsum von Bier erweitern. Je nach Sorte ermöglicht der Trank unterschiedliche Verbesserungen: „Beim Bockbier wachsen ihm zum Beispiel Hörner, mit denen er Gegner aus Stein bezwingen kann.“ So der Autor im Interview mit dem Münchner Merkur. Die Abenteuer spielen zunächst in München, Abstecher nach Bamberg und andere Städte Bayerns sind aber schon geplant.

 

Quellen:

K. H. Donner; Jesus Blasco: Birbad. Birbad Comic, Augsburg 1986.

Peter Eggl; Herbert Klee: WEYARN IN BAYERN. Ein weißblauer Bilderbogen. Arbeitskreis Dorfleben, Weyarn 1999.

Christopher Kloiber: Tracht Man. Plem Plem Productions, Bamberg 2017.

Michael Kreiner: Zimbus von Döllnitz, Selbstverlag, Pettstadt 2003.

 

Externe Links:

Comic auf der Homepage der Gemeinde Weyarn

Artikel im Münchner Merkur zu Tracht Man

Artikel im Fränkischen Tag über historischen Franken-Comic

Comiczeichner Michael Kreiner – Zimbus von Döllnitz – Prominente im Comic

Verfasst von: Bayerische Staatsbibliothek / Dr. Ingold Zeisberger

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© Birbad Comic Verlag