Handlungsgeschehen

Die Lierbachs-Mädeln ist ein Roman, in dessen Mittelpunkt Leben und Ehe der beiden Töchter des Münchner Landschaftsmalers Lierbach stehen. Ihr Vorbild für die Figur des Malers Lierbach war der Landschaftsmaler Adolf Lier, den Emma Haushofer-Merk schon in ihrer Kindheit in den Malerkreisen Münchens durch ihren Vater, den Maler Eduard Merk, kennengelernt hatte.

Grete, eine hochgewachsene Walkürenerscheinung, ist die eigentliche Hauptfigur des Romans. Obwohl sie in den Architekten Max Schmidt verliebt ist, geht sie eine Ehe mit dem reichen Frankfurter Bauunternehmer Eschhoven ein. Die Romanhandlung führt die Folgen dieser Vernunftehe vor und legt die wahren Gründe der Heirat offen.

München und Frankfurt werden in dem Roman als Gegenpole präsentiert: Während in München und seinen Malerkreisen Idylle, Kameradschaft und die Künste regieren, wird Frankfurt als von Geld, Egoismus und Kapital bestimmte Stadt gezeigt. Doch auch der Chiemsee wird als eine ideale Gegenwelt und als Hort der Glückseligkeit präsentiert.

Mit ihrer Protagonistin Grete präsentiert Haushofer-Merk eine typische bürgerliche Frau im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. Anhand ihres Daseins zeigt sie in ihrem Roman auch, was das Problem vieler bürgerlicher Frauen im 19. Jahrhundert war: Grete fühlt sich in ihrem Dasein nutz- und wertlos. Ihr fehlt ein Lebenssinn und eine Arbeit. Ihr mangelt es an einem Selbst, und so ist sie selbstlos. Sie stellt ihr eigenes Wesen hintan und befördert das berufliche Fortkommen der Männer. Obwohl es ihr nach vier Jahren gelingt, Bilder zu verkaufen, führt die Erzählung vor, wie sie sich schon durch kleine Misserfolge von der neu eingeschlagenen Richtung wieder abbringen lässt. Statt Rückschläge in Kauf zu nehmen, wird gezeigt, wie sie dann doch wieder das herkömmliche Ziel der bürgerlichen Frau wählt: die Heirat mit einem wohlhabenden Mann. Doch die Handlung führt auch vor, dass diese Entscheidung falsch ist. Der Lauf der Ereignisse, ebenso auch die Äußerungen der Romanfiguren implizieren, was Grete hätte tun müssen: ein „Selbst“ entwickeln, ihr Potenzial ausbauen, die Malerei weiterverfolgen und Durchhaltevermögen entwickeln.

Und hier, so kann man das Fazit ziehen, spricht Emma Haushofer-Merk dann 1917 auch als Frauenrechtlerin.

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Ingvild Richardsen

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Emma Haushofer-Merk: Die Lierbachs-Mädeln. Ein Münchner Roman. © Privatarchiv Haushofer