Heinrich-Heine-Klub

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Heinrich Heine im Jahre 1829

Im November 1941 wird der Heinrich-Heine-Klub gegründet, der Literaturabende, Theater- und Filmaufführungen, Konzerte sowie wissenschaftliche Vorträge organisiert, zu denen bis zu 1200 Menschen pilgern. Seine Präsidentin ist Anna Seghers, zeitweise gehören dem Klub mehrere hundert Mitglieder an. Sein Ziel ist es, den internationalen Austausch zwischen den Exilanten aus den verschiedenen Ländern zu fördern. Die erste Lesung, die in diesem Umfeld abgehalten wird, ist die Buchvorstellung von Anna Seghers Roman Das siebte Kreuz. Am 12. Dezember 1943 findet hier die mexikanische Erstaufführung der Dreigroschenoper statt. Zu den Mitgliedern des Klubs gehört auch der im fränkischen Fürth geborene kommunistische-jüdische Schriftsteller Rudolf Feistmann, der sich später nach seiner Geburtsstadt Rudolph Fürth nennt.

Nach seiner Flucht aus Deutschland war er zunächst in Frankreich untergekommen, wo er am Braunbuch über den Reichstagsbrand mitarbeitete. Nach seiner Internierung in Frankreich floh er 1941 nach Mexiko. 1947 kehrt Rudolf Feistmann nach Deutschland zurück, wird Mitglied der SED und Ressortleiter Außenpolitik im Neuen Deutschland. Da Feistmann in Mexiko mit Paul Merker und Otto Katz befreundet war, die im Zuge einer Stalinistischen Säuberungswelle in der DDR hingerichtet, bzw. zu langjährigen Haftstrafen verurteilt werden, fällt auch er in Ungnade. Im Mai 1950 wird Feistmann der Spionage verdächtigt und zu einer Selbstbezichtigung aufgefordert. Kurz darauf wird er tot in seiner Wohnung aufgefunden.

Ein weiteres wichtiges Mitglied des Heinrich-Heine-Klubs ist der Autor und Journalist Georg Stibi aus Markt Rettenbach bei Memmingen. Das KPD-Mitglied ist seit 1932 Sowjet-Korrespondent des KPD-Zentralorgans Rote Fahne und war aktiver Teilnehmer im spanischen Bürgerkrieg. 1939 emigrierte er nach Frankreich. Nach seiner Internierung in Le Vernet gelang ihm 1941 die Flucht nach Mexiko. Hier wird er Verlagsleiter von Le Estampa Mexikana. 1946 übersiedelt er nach Ost Berlin. Zunächst Chefredakteur der Berliner Zeitung sowie der Leipziger Volkszeitung, wird er später Botschafter in Rumänien und der CSSR. Von 1961 bis 1974 ist Stibi stellvertretender Außenminister der DDR. Er stirbt 1982 in Ost-Berlin.

1946 löst sich der Heinrich-Heine-Klub auf. Zum Abschied hält Anna Seghers unter dem Titel „Heines Geist in Mexiko“ eine berühmt gewordene Rede:

Er war der Schutzpatron unserer Gemeinschaft in diesem seltsamen Land, in das wir auf unseren Irrfahrten verschlagen wurden. [...] Heine hat alle Stadien der Emigration mit uns geteilt. Die Flucht und die Heimatlosigkeit und die Zensur und die Kämpfe und das Heimweh. Wir sind jetzt an einem Punkt angelangt, wo er uns allein weiterfahren lässt: die endgültige Heimkehr.

(Bock, Sigrid [Hg.] [1970]: Anna Seghers. Über Kunstwerk und Wirklichkeit. Bd. 1. Die Tendenz in der reinen Kunst. Akademie Verlag, Berlin, S. 207)

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl