Hollywood: The European Film Found

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Liesl und Bruno Frank mit ihren drei schwarzen Pudeln. Foto von Alexander Binder, 1924-1929.

Es ist vor allem der Initiative des tschechischen Filmproduzenten Paul Kohner zu verdanken, dass viele Künstler trotz Quotensystem von Europa aus nach Hollywood emigrieren können. Der schwäbische Universal Boss Carl Lämmle hatte Kohner 1924 nach Hollywood geholt. Mit Einführung des Tonfilms kam Kohner auf die bahnbrechende Idee, Filme in verschiedenen Sprachen nachzudrehen. Schauspieler und Regisseure aus den jeweiligen Ländern werden verpflichtet, damit die Filme in Originalsprache gedreht werden können.

Im Jahr 1938 schlägt Kohner amerikanischen Filmschaffenden mit europäischen Wurzeln wie Ernst Lubitsch oder Fritz Lang, die bereits zuvor Geld und Affidavits für verfolgte europäische Kollegen besorgten, vor, dies von nun an koordiniert im Verein The European Film Found zu tun. Der Verein soll zudem Emigranten ohne Einkommen unterstützen. Wer als Emigrant eine Stellung gefunden hat, soll als Vereinsmitglied seinerseits dann für bedürftige Kollegen spenden. Nicht nur Filmschaffenden, sondern auch anderen Künstlern wird auf diese Weise geholfen.

Eine der wichtigsten Aktivistinnen des Vereins wird Liesl Frank, Gattin von Bruno Frank und Tochter von Fritzi Massary. Bei Kriegsbeginn überzeugt Paul Kohner die mächtigen Studiobosse Jack Warner, Louis B. Mayer und Harry Cohn, verfolgten europäischen Schriftstellern Ein-Jahres-Verträge als Drehbuchautoren, dotiert mit 100 Dollar anzubieten, um ihnen die Einreise zu ermöglichen. Schriftsteller wie Leonhard Frank, der im Lager Audierne in Frankreich interniert ist, setzen ihre ganze Hoffnung auf dieses Verfahren.

Lieber Herr Oprecht,

Vielen Dank für alle Ihre großen Bemühungen. Das Visum ist nicht da. Weder durch den Filmvertrag, noch bin ich auf der sogenannten Intellektuellenliste, noch auf der amerikanischen Gewerkschaftsliste. Ich weiß nicht, wer Einfluss hat. Aber es ist wahrscheinlich, dass der S.D.S. – Wieland Herzfelde oder Erika Mann und Prinz Hubertus Löwenstein da intervenieren könnten mit Erfolg. Bitte telegraphieren sie an alle.

Ich weiß… nichts mehr.

Es ist eine Nervenmühle ohnegleichen.  

(Leonhard Frank an Emil Oprecht, 12. August 1940. In: Verbannung. Aufzeichnungen Deutscher Schriftsteller im Exil. Hg. v. Egon Schwarz und Matthias Wegner. Christian Wegner Verlag, Hamburg 1964, S. 85)

Leonard Frank kann schließlich ebenso wie Alfred Döblin, Heinrich Mann, Alfred Polgar, Jan Lustig und Walter Mering mithilfe eines Drehbuchvertrags in die USA einreisen.

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl