Freier Deutscher Kulturbund

Der Freie Deutsche Kulturbund (Free German League of Culture) wird im März 1939 in London gegründet. Hier finden sind Musiker, Theatermacher, Schriftsteller, und bildende Künstler zusammen. Zu seinen Mitgliedern gehört auch der aus Prag geflohene John Heartfeld. Der Kulturbund verlegt Bücher, organisiert Ausstellungen und Lesungen, veranstaltet Theater- und Konzertabende. Sein Anliegen ist es, den Austausch zwischen den Exilkünstlern und der einheimischen Bevölkerung voranzubringen, um das Zusammenleben bis zum Ende der Diktatur für beide Seiten so gewinnbringend als möglich zu gestalten. Seine Präsidenten sind Oskar Kokoschka, Stefan Zweig und Berthold Viertel.

Der Kulturbund hält, obwohl sich als überparteilich verstehend, enge Verbindungen zur KPD, weshalb ihm nach dem Krieg vor allem diejenigen Mitglieder, die sich in der DDR niederlassen große Bedeutung zumessen. Seine aufsehenerregendste Aktion ist die Ausstellung „Allies inside Germany“, im Sommer 1942. Unter dem Titel „We accuse – Ten years of Hitler Fascism“ informiert die Wanderausstellung die Briten über die politische Situation in Deutschland, gibt Auskunft über Verfolgung und Unterdrückung, zeigt aber auch die vielfältigen Formen des Widerstand.

Kann Kunst die Wirklichkeit beeinflussen? Kann der Dichter vom Schreibtisch her Einfluss auf die Politik seiner Zeit gewinnen? Es gibt Autoren, die diese Frage verneinen, ich bejahe sie. Alle Kunst hat magische Wirkung. [...] Kunst erreicht mehr als den Verstand, sie verankert sein Gefühl. Sie gibt dem verankerten Gefühl geistige Legitimation. Ich glaube darum, dass der Künstler nicht Thesen begründen, sondern Beispiele gestalten soll. Kunst gehört zu jenen seltenen geistigen Mitteln, verschüttete Instinkte zu erhellen, tapfere Haltungen zu schulen, spontanes Gefühl für Menschlichkeit, Freiheit und Schönheit zu vertiefen.

(Ernst Toller: Kritische Schriften, Reden und Reportagen. In: Gesammelte Werke. Bd. 1. Hg. v. John M. Spalek und Wolfgang Frühwald. Hanser, München/Wien 1978, S. 148)

Mit Beginn des Krieges 1939 werden die in England lebenden Deutschen und Österreicher von Tribunalen auf ihre Loyalität zum Gastland hin überprüft. Viele Emigranten landen im Internierungslager. Eines davon befindet sich auf der Isle of Man. Da hier besonders viele Künstler, unter anderem der bekannte Dadaist Kurt Schwitters interniert sind, erhält es den Spitznamen „Künstlerlager“. Auch der Schriftsteller Friedrich Burschell, 1918 militärischer Adjutant von Kurt Eisner, ist hier inhaftiert. Die meisten Internierungslager werden im Laufe des Jahres 1940 aufgelöst. Ein Teil der Emigranten, zum Beispiel der spätere Direktor des Norddeutschen Rundfunks Walter Schultz, werden nach Kanada oder Australien deportiert.

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl