Gerhard Polt: Monster an Bühnenpräsenz

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Fotografie Januar 1986 (Bayerische Staatsbibliothek/Timpe)

Da wächst etwas heran, ein Monster an Bühnenpräsenz.

(Quelle: Holzheimer, Gerd [2012]: Polt. München.)

Bereits bei seinen ersten Auftritten mit dem Programm „Kleine Nachtrevue“ in der Kleinen Freiheit, Mitte der 1970er-Jahre, tritt Polts einzigartige Bühnenpräsenz zutage. Jörg Hube sieht ihn auf der Bühne der Kleinen Freiheit und engagiert ihn als Schweinebraten essende Bühnenstaffage für sein Solo in den Kammerspielen. Polt stiehlt ihm prompt die Schau. Nichtsdestotrotz: Der Bühnenberserker Hube adelt Polt mit dem eingangs zitierten Prädikat.

Marie Schmidt in Die Zeit: „Polts Kunst besteht in einer Ökonomie des Schweigens, Schnaufens und der Sprachmelodie. Das bedarf genauer Beobachtung und vieler Übung [...].“ (Quelle: Schmidt, Marie [2012]: Da ist er ja! In: Die Zeit, 3. Mai.)

In seiner unverwechselbar inbrünstigen Vortragsweise brüllend komisch wie erschreckend authentisch: Wie kein anderer, als aktueller Hauptexponent der deutschsprachigen Kabarettszene, nicht zuletzt in seiner Heimatstadt München, versteht es Polt, seine Texte samt aus dem Leben gegriffenen Biedermännern und Brandstiftern auf der Bühne zum Leben zu erwecken.

All die Grundwirmers, Besenwieslers, Ameisgrubers, Deutelmosers, Dr. Bödeles und Heinz-Rüdigers. All die Hobbyhistoriker in der Pförtnerloge, Atombunkerbesitzer mit St. Florians-Prinzip-Attitüde, CSU-Devotionaliensammler, Cholerikerväter und Chefsadisten. In Klassikern wie „Mai Ling“, „Nikolausi“, „Leberkäs Hawaii“ oder „Attacke auf Geistesmensch“:

Der Adi hat überhaupt nicht zugeschlagen, von Zuschlagen kann keine Rede sein, sondern er hat dem Zwetschgenmanderl den Maßkrug lediglich auf dem Schädel aufgesetzt und dann war eine Ruhe.

(Quelle: Gerhard Polt: Bibliothek [10 Bände und Begleitbuch]. Zürich 2012.)

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Thomas Steierer

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