Frank-Markus Barwasser: Pelzigs schlaue Weltsicht

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(c) www.pelzig.de

Ich bewundere den Pelzig für seine Unerschrockenheit. Und er bewundert mich dafür, dass ich mich auch bei schönstem Sommerwetter zu Hause in den Schatten setze und schlaue Bücher lese. Das würde er nie machen. Das mache ich für ihn. Aber dafür muss er dann auch auf die Bühne gehen und arbeiten – und ich bekomme die Gage.

(Quelle: Beer, Veronika [2012]: Interview mit Frank-Markus Barwasser. In: MUH 8.)

Der gelernte Journalist Frank-Markus Barwasser, Jahrgang 1960, identifiziert sich vollkommen mit seiner pfiffigen fränkischen Kleinbürger-Kunstfigur. „Pelzig“ ist, mit Cordhut, Karohemd und Herrenhandtasche gut einprägsam, das derzeit wohl bekannteste Bühnen-Alterego im deutschsprachigen Raum.

Nach Zeitungsvolontariat und Studium der Politikwissenschaft wird Barwasser kabarettistisch aktiv. Anfang der 1990er-Jahre arbeitet Barwasser als Radioreporter beim Bayerischen Rundfunk, kreiert Radiosatireglossen mit Erwin Pelzig und dessen beiden Gefährten, dem Proleten Hartmut und dem blasierten Schöngeist Dr. Göbel. 1993 reüssiert Barwasser dann als Pelzig auf der Bühne. 

Ich kann mich auf die Figur verlassen und staune selber, was dem einfällt. Das gibt mir eine Sicherheit, die ich ohne ihn nicht hätte.

(Quelle: Kayser, Beate [2012]: Interview mit Frank-Markus Barwasser. In: Münchner Merkur vom 28./29. April.)

Heute ist der gebürtige Würzburger einem TV-Millionenpublikum bekannt, mit eigenem ZDF-Satireformat Pelzig hält sich, in dem er als scheinbar naiv-frecher Pelzig Prominenten Äußerungen jenseits sonst üblicher professioneller Selbstkontrolle entlockt. Im Fernsehen wie bei seinen Bühnenprogrammen sinniert Barwasser unter dem Deckmantel Pelzig vom kleinen zum größeren Ganzen der hiesigen und globalen Politik.

Pelzig ist ein Suchender, ein Zweifelnder, keiner der auf alles eine Antwort hat. Er ist ein Fragender. Und außerdem: Man hat Verantwortung. Man darf sich nicht verführen lassen vom Draufhauen.

(Quelle: Ebda.)

Stattdessen widmet sich Barwasser alias Pelzig philosophischen Themen, die teilweise als roter Faden seiner Programme dienen:

Ein wichtiger Begriff im aktuellen Programm Pelzig stellt sich ist Selbstbetrug. Ich suche also immer ein Thema, das mich leitet. Dem ordne ich dann alles unter und beginne, die Dinge so unter die Lupe zu nehmen, ob das nun Politik ist oder die Gesellschaft an sich.

(Quelle: Steierer, Thomas [2014]: Mit Pelzig würde ich mich gut verstehen. Interview mit Frank-Markus Barwasser, URL: http://www.mucbook.de/2012/06/26/mit-pelzig-wurde-ich-mich-gut-verstehen/, 06.08.2015)

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Thomas Steierer