Michel de Montaigne über München II

Wir fanden dort in unseren Zimmern Vorhänge, aber keine Betthimmel vor, und im Übrigen alles sehr sauber; die Fußböden werden mit Holzwichse, die gekocht sein muss, gebohnert. Allenthalben im Land dort werden Rü­ben und Kohlrüben mit gleicher Sorgfalt zerhackt und zerkleinert, ähnlich wie man Getreide drischt; sieben, acht Männer halten in jeder Hand ein großes Messer und schlagen damit im Takt in Gefäße von Gestalt unserer Kelter: Das gibt Vorrat, der wie ihre Krautköpfe für den Winter eingesalzen wird.

Michel de Montaigne, Tagebuch einer Reise durch Italien, die Schweiz und Deutschland, 1580 (Zit. aus: Michel de Montaigne: Tagebuch einer Reise durch Italien, die Schweiz und Deutschland in den Jahren 1580 und 1581. Hg. v. Otto Flake. Frankfurt a. Main 1988, S. 70f.)

 

Michel de Montaigne (1533-1592), französischer Schriftsteller und Philosoph; Aufenthalt in München: 1580

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek