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31.10.2013, 16:21 Uhr
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Literaturfest München: Interview mit Hans Pleschinski

Ein Buch von einem Autor zu lesen ist das eine, ein Interview mit ihm über eben dieses Buch zu führen das andere. Das Literaturfest München 2013 macht beides möglich. Über den eigenen Blog zum Festival (blog.litmuc.de) kann man sich um exklusive Interviews mit ausgewählten Autorinnen und Autoren bewerben, die beim diesjährigen Literaturfestival mitmachen – noch bis zum 6. November. Die „Spielregeln“ sind ganz einfach und werden in einem Extra-Post erklärt. Die einzelnen Bewerbungen kann man wiederum hier einsehen. Hoffen wir mal, dass auch wir mit von der Partie sind!

Da wir als Literaturportal Bayern besonders die hiesige Literaturlandschaft im Blickfeld haben, haben wir uns für den Münchner Autor Hans Pleschinski entschieden. Wer Hans Pleschinski kennt, weiß, dass er ein sensibler Stilist, kunstvoller Romancier und kenntnisreicher Vermittler der europäischen Kulturgeschichte ist; nicht zuletzt als Übersetzer, Kommentator und Editor von Briefen hat er sich in den vergangenen Jahrzehnten einen Namen gemacht. Hier im Literaturportal Bayern hatten wir schon öfters die Gelegenheit, Pleschinski in den Fokus der Literatur zu rücken.

Im Rahmen seiner Übersetzer- und Herausgebertätigkeit der Briefe der Madame de Pompadour (Hanser, 1999) und der Liselotte von der Pfalz (Antje Kunstmann, 2004) waren wir angetan von seiner weitreichenden Kenntnis der frühen Neuzeit. Die Erkenntnis, dass die Pompadour z.B. nicht als Inbegriff der spätbarocken Hure abzutun ist, sondern über ihre politische wie feminine Macht sehr genau Bescheid wusste und eine stets elegante und mindestens ebenso spitze Zunge führte, verdanken wir Hans Pleschinski (siehe unseren Redaktionsblog hier).

Beim Literaturfest München 2010 konnten wir dann der eleganten Sprachhaltung und Formkunst lauschen, die Pleschinski in seinem Roman Ludwigshöhe (C.H. Beck, 2008) während einer Lesung zusammen mit Hédi Kaddour zum Besten gab. Dabei hat er uns schon früh an die ironische Schärfe Thomas Manns erinnert, weshalb er nicht umsonst einen Zauberberg-Roman geschrieben hat. Es dauerte nicht lange und wir widmeten Hans Pleschinski in unserem Autorenlexikon ein eigenes Autorenporträt, wo wir auf sein Leben und Werk und die Nähe zu Bayern im Besonderen eingingen.

Und zuletzt waren wir Zeuge seines Aufrufs „Auf nach Moskau! Wir gehören interessant eurasisch zusammen“ im Rahmen des Bayerisch-Russischen Schriftstelleraustauschs 2012/2013. Die bayerischen und russischen Schriftsteller verfassten während ihres Aufenthalts in Moskau und München Texte, die im Literaturportal Bayern veröffentlicht wurden. Auch hier konnten wir Pleschinski in seinem Moskau-Blog erleben, worin er seine Eindrücke über die fremde Stadt, die Bürger, die russischen AutorenkollegInnen und Russland ganz allgemein schilderte.

Nun hat Hans Pleschinski wieder literarisch zugeschlagen. In seinem Roman Königsallee (C.H. Beck, 2013) lässt er eine einstige homoerotische Liebe Thomas Manns aufflammen – die fiktive Begegnung mit Klaus Heuser während eines Besuchs Manns in Düsseldorf im Sommer 1954. Am Montag, den 18. November 2013 wird Hans Pleschinski seinen Roman Königsallee im Münchner Literaturhaus vorstellen.

 

Unsere Fragen an den Autor:

LITERATURPORTAL BAYERN: 1927 lernte Thomas Mann den 18-jährigen Klaus Heuser auf Sylt kennen – seine „letzte Leidenschaft“, wie der Schriftsteller notierte. Warum wollten Sie Thomas Mann und Klaus Heuser noch einmal literarisch aufeinandertreffen lassen?

LPB: Ihr Roman Königsallee spielt im Jahr 1954, da waren Sie noch nicht einmal auf der Welt – wie erarbeitet man sich eine soziale, gesellschaftliche und ästhetische Atmosphäre, die man nicht mit den eigenen Sinnen erlebt hat?

LPB: Stilistisch nähern Sie sich ja ebenfalls an Thomas Mann an, auch abgesehen von den direkten Zitaten, die sich in dem Roman finden. Welche Schwierigkeiten bereitet es einem Autor, sich an ein derart großes Vorbild heranzuwagen? Und wie begegnet man diesen Schwierigkeiten?

LPB: Vielleicht noch ein paar Worte zu der auffälligsten Figur des Romans: Wieso benimmt sich Erika Mann in Königsallee so herrlich merkwürdig?

LPB: Sie haben bereits mehrmals historische Briefwechsel (Briefwechsel zwischen Voltaire und Friedrich dem Großen 1992, Briefe von Madame de Pompadour 1999) und jüngst Das geheime Tagebuch des Herzogs von Croÿ herausgegeben. Was interessiert Sie an solch ‚dokumentarischen‘ Unternehmungen?