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Bayerische Kunstförderpreise für Literatur 2020 bekanntgegeben

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Verliehen werden die Bayerischen Kunstförderpreise in der Hochschule für Fernsehen und Film in München © Steffen Leiprecht / Kunstministerium

Kunstminister Bernd Sibler gibt vier Preisträgerinnen und Preisträger bekannt – Sibler: „In ihren tiefgründigen, oft sozialkritischen Werken setzen sich die Preisträgerinnen und Preisträger mit scharfen Verstand und Humor mit unser gesellschaftlichen Gegenwart auseinander“.

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Den Kunstförderpreis in der Sparte „Literatur“ erhalten in diesem Jahr Andreas Thamm aus Bamberg für seinen Jugendroman Heldenhaft, Dana von Suffrin aus München für ihren Roman Otto, Lisa Frühbeis aus Augsburg für den Sammelband ihrer Comic-Kolumnen unter dem Titel Busengewunder und Lisa Jeschke für ihren Lyrikband Die Anthologie der Gedichte betrunkener Frauen. Das gab Kunstminister Bernd Sibler heute in München bekannt. „Der Kunstförderpreis in der Sparte Literatur würdigt die kreativen Leistungen unserer Nachwuchsschriftstellerinnen und -schriftsteller im Freistaat. In ihren tiefgründigen, oft sozialkritischen Geschichten setzen sie sich mit scharfem Verstand und Humor mit unserer gesellschaftlichen Gegenwart auseinander. Sie schenken uns damit neue Perspektiven und geben uns wertvolle Gedankenanstöße. Ich gratuliere den Preisträgerinnen und Preisträgern ganz herzlich zu ihrem Erfolg!“, so der Minister.

Besonders erfreut zeigte sich Staatsminister Sibler darüber, dass die Auswahl der Jury mit einem Roman, einem Jugendroman, einem Comic und einem Lyrikband ein breites Spektrum von Gattungen und Genres abdeckt. Die ausgezeichneten Autoren und Autorinnen leben in München, Bamberg und Augsburg: Die Auswahl macht sichtbar, dass literarisches Schaffen in allen Regionen Bayerns stattfindet.

 Jedes Jahr verleiht der Freistaat bis zu 16 Kunstförderpreise. Die ausgezeichneten Künstlerinnen und Künstler der verschiedenen Sparten werden von Fachjurys vorgeschlagen. Die maximal 40 Jahre alten Preisträgerinnen und Preisträger zeichnen sich durch eine außergewöhnliche Begabung aus, die sie bereits unter Beweis stellen konnten. Die Preise für Einzelkünstlerinnen und -künstler sind mit je 6.000 Euro dotiert. Der Bayerische Kunstförderpreis in der Sparte „Literatur“ soll begabte Nachwuchsautorinnen und -autoren, die bereits durch literarische Veröffentlichungen hervorgetreten sind, auf ihrem eingeschlagenen Weg bestärken und sie zur weiteren schriftstellerischen Entwicklung ermutigen.

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Informationen zu den einzelnen Preisträgerinnen und Preisträgern der Sparte „Literatur“ für den „Bayerischen Kunstförderpreis 2020“:

Der 1990 geborene Andreas Thamm aus Bamberg studierte in Hildesheim bis 2014 Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus und arbeitet als Journalist, Autor und Werbetexter. Thamm schrieb Drehbücher, publizierte in Zeitschriften wie KRACHKULTUR, BELLA triste sowie in verschiedenen Online-Medien. Thamm wird für sein Jugendroman-Debüt Heldenhaft – laut Jury ein trefflich geschriebener Coming-of-Age-Roman – ausgezeichnet. Thamm verwebe aus Sicht des siebzehnjährigen Ich-Erzählers Andis das intensive Konflikt- und Gefühlserleben Jugendlicher zwischen erster Liebe, Rauscherfahrung, Handlungsfreiheit, Verantwortungsübernahme, Loyalitätsbekundung, Grenzerfahrung, Schuldeingeständnis und Vergebung geschickt ineinander und bringe damit den inneren Balanceakt zwischen Innen- und Außenwelt glaubhaft zum Ausdruck. Der Roman ist 2019 beim Verlag Magellan Bamberg erschienen.

Dana von Suffrin, 1985 in München geboren, studierte in München, Neapel und Jerusalem, promovierte 2017 mit einer Arbeit zur Rolle von Wissenschaft und Ideologie im frühen Zionismus und ist seitdem Postdoc an der LMU. Von Suffrin erhält den Bayerischen Kunstförderpreis in der Sparte Literatur für ihr Romandebüt Otto, der bereits mit dem Debütpreis des Buddenbrookhauses, dem Ernst-Hoferichter-Preis und dem Klaus-Michael Kühne-Preis ausgezeichnet wurde. In der komplizierten, fragmentarischen Familiengeschichte setze sie nicht nur ihrem Vater, einem tyrannischen jüdischen Siebenbürger, ein unsentimentales Denkmal. Sie verknüpfe mit schwarzem Humor auch so unterschiedliche Themen wie dysfunktionale Familien, jüdisches Leben in München, Alter und Krankheit, so die Jury. Der Roman ist 2020 beim Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln, erschienen.

Auf Vorschlag der Jury wird der dritte Preis zwischen den beiden folgenden Autorinnen geteilt:

Lisa Frühbeis, geboren 1987, aus Augsburg, ist eine der markantesten Protagonistinnen der jungen deutschen Comic-Szene. Sie hat sich vor allem im Bereich der feministischen Comics einen Namen gemacht. Mit ihrer Kolumne Busengewunder erreichte sie im Internet und im Berliner Tagesspiegel eine große Leserschaft. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen präsentiert. Lisa Frühbeis wird für den Sammelband ihrer Comic-Kolumne unter dem Titel Busengewunder ausgezeichnet. Für die Jury leistet Lisa Frühbeis damit nicht nur eine Verschmelzung künstlerischer Ausdrucksformen, sondern übersetzt auch kulturwissenschaftliche Theoriediskurse alltagsnah und lässt sie in einem populärkulturellen Format anschaulich werden. Der Sammelband ist 2020 im CARLSEN Verlag, Hamburg, erschienen.

Lisa Jeschke, geboren 1985 lebt, nach längerem Aufenthalt in Großbritannien, seit 2016 in München. Neben Lyrik macht sie Performances und ist Mitherausgeberin des Verlags MATERIALIEN. Lisa Jeschke wird für ihren Lyrikband Die Anthologie der Gedichte betrunkener Frauen ausgezeichnet. Der Band ist die von der Autorin ins Deutsche übersetzte und erweiterte Fassung von The Anthology Of Poems By Drunk Women, erschienen bei MATERIALS, London 2018 und ein Dokument des halben Jahrzehnts 2014–2019. Laut Jury setzen Lisa Jeschkes Gedichte mit Wucht alte Themen wie Politik, Liebe, Identität, Paarbeziehung in eine neue, geschlechtsübergreifende Perspektive. Ihre Texte seien aktuell, sehr direkt, politisch und zugleich kunstvoll im Zerstören von vermeintlichen Gewissheiten und Ordnungen unserer Gesellschaft. Lisa Jeschkes Lyrik habe die unmittelbare Kraft des lyrischen Sprechens: sie kann zugleich verstören, berühren und die Augen öffnen. Die Anthologie ist 2019 beim Hochroth Verlag, München, erschienen.

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