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Schorsch und Yves

... vereiteln einen Anschlag, einen terroristischen Akt oder etwas, das vielleicht mal einer hätte werden können.

Schorsch steht in der Klenzestraße. Das war doch früher hier, wo er immer so cool ausgegangen ist mit seinen Kumpels. Klenze 27, oder? Ja, das muss da drüben sein, da hüpfen die Mädels rum wie in einem Bienenschwarm. Als er sich gerade überlegt, ob er eine von ihnen mit einem seiner coolen Anmachsprüche ansprechen soll, klingelt sein Handy. Er lässt es ein paar Mal läuten, weil er so eine super Melodie als Klingelton hat: Kill Bill. Als keines der Bienenmädchen hinschaut, geht er ran: „Hallo“.

„Georg, bist du`s?“

„Eh klar, bei der Arbeit. Servus Yves, was geht?“

„Du, ich bin gerade in Schwabing unterwegs und wollte mal hören, was du so machst.“

Schorsch kickt eine Bierdose auf die Straße, aber wieder reagiert keines der Mädls.

„Du, ich war heute Nachmittag in den Isarauen unterwegs. Weißt schon, Sommer, Sonne, entspannen. Steffi kam dann noch zum Grillen rüber und wir waren schwimmen in der Isar. Voll das Bacardi-Feeling. Und du?“

„Ich bin gerade in der Türkenstraße. War im Kino. Türkendolch. Da gab es so eine Revival-Vorstellung. Jim Jarmusch, Woody Allen und so. Jugenderinnerungen, du verstehst. Und danach ein Eis in dieser super Eisdiele neben der kleinen Tiefgarage.“ Kurze Pause. Dann Yves: „Weißt du was, Georg, komm doch rüber, wir fahren nach Haidhausen, da ist immer was los, Pariser Platz, Franzosenviertel. “

Eine halbe Stunde später steigen die beiden am Ostbahnhof aus. Lässig und schweigend schlendern sie in Richtung Balanstraße. Plötzlich greift Schorsch nach Yves Arm: „Hey, Alter, hast du das gesehen?“ Ja, jetzt hat Yves es auch gesehen. Mitten in der Balanstraße hat doch einer glatt hinter einen Mercedes gepinkelt.

„Die Sau.“ Schorsch ist sprachlos.

„Hast du gesehen, wie der ausschaut? Den haun wir um.“

„Bist du verrückt? Wie, wir haun den um?“

„Gute Idee, wir haun ihn nicht um, wir jagen ihn in die Luft.“

„Schorsch, bist du besoffen, oder was?“

„Scho, aber ich erkenn immer noch einen Terrorist, wenn ich einen seh.“

„Schorsch, du tickst wohl nicht mehr richtig!“

„Doch, und gleich tick ich dem eine, bevor er uns in die Luft jagt. Ich brauch nur Essig und Backpulver. Des ham mir immer so gmacht, bei uns dahoam.“

Während sie sprechen, verfolgt Schorsch den Mann, der Richtung Ostbahnhof läuft.

„Hast du gsehn, wie der laaft? Der hat doch was zu verbergen.“ Hinter jeder zweiten Hausecke bleibt Schorsch stehen, um den Terroristen zu beschatten. Am Abgang zur S-Bahn versteckt er sich hinter der Rolltreppe. Yves schleicht grinsend hinterher.

Am Ausstieg Donnersberger Brücke nehmen sie die Verfolgung wieder auf.

„Krass, Alter, der geht ins Backstage. Der will das Konzert sprengen. Aber nicht mit mir!“ Jetzt hat Yves Blut geleckt: „Genau, das werden wir verhindern. Auf ihn mit Gebrüll!“

Schorsch kann nicht schnell genug reagieren. Jetzt passiert alles gleichzeitig. Yves rennt von hinten auf den Mann zu, holt aus, um ihm seine Bierflasche über den Kopf zu hauen, Schorsch schreit, der Mann dreht sich um, Yves rutscht aus und landet mit dem Kopf auf dem Pflaster.

Der Mann sieht die beiden verwundert an. Plötzlich tritt Erkennen in seinen Blick.

„Hey Georg, du bist´s.“

„ÄÄHH ja so was, des is ja der Achi. Mensch Yves, des is der Achi. Achmed Fausi, der war mit mir im Kindergarten. Ganz a netter Kerl. Also Servus, Achi, schön dich zu treffen.“ Er sieht Yves in sein blaues Auge und muss lachen.

„Pack mas!“


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Verfasst von: © Diana Lucas, 2011