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Freddie im Wachsfigurenkabinett Wien (c) Nicola Bardola

München, Müllerstraße 47: Ochsengarten

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Alle Fotos (c) Nicola Bardola

Die Stimmung in den Schwulen Clubs in New York in jenen Jahren fängt der Film Cruising von William Friedkin (The French Connection, The Exorcist) gut ein. Der Erotik-Thriller mit Al Pacino in der Hauptrolle (Friedkin will ursprünglich Richard Gere als ambivalenten Polizisten gewinnen) wird durch den gleichnamigen Roman von Gerald Walker angeregt. Darin erzählt Walker bereits 1970 von einem Serienkiller, der es auf schwule Männer abgesehen hat. Die Filmstory basiert dann auf wahren Begebenheiten. Cruising wird 1979 in der Lederszene New Yorks gedreht. Friedkins Wunschlokal für die Innenaufnahmen ist denn auch das berüchtigte Mineshaft im Meatpacking District im südwestlichen Teil Manhattans. Hier, zwischen Fleischfabriken, Nachtclubs, Dealern, Prostituierten und Strichern in einem Bezirk, der fest in der Hand der Mafia ist, herrscht eine extreme Atmosphäre. Hier entfalten sich die Gay Community der Ostküste und die BDSM-Szene.

Den Münchner Ochsengarten muss man sich als Mini-Mineshaft vorstellen, mit Hinterzimmer samt Badewanne im Dunkelraum, einer der ersten Darkrooms in Deutschland. Ochsengarten klingt auch wohliger als Mineshaft, ist übersichtlich und vertraulich und bietet im Grunde dasselbe in Klein inklusive erhöhter Anonymität auch dank Sprachbarriere. Hans Pleschinski schreibt in seinem Roman Bildnis eines Unsichtbaren: „Der Ochsengarten war eines der aufregendsten Lokale Europas. Francis Bacon, Michel Foucault, Leonard Bernstein, Freddie Mercury, alle tranken sie ihr Bier und waren auf Menschenfang, oder wollten sich fangen lassen“. Der Ochsengarten hat alle sozialen und politischen Veränderungen der vergangenen Jahrzehnte überlebt und ist heute weiterhin und fast im Originalzustand geöffnet – Zutritt nur für Herren.

 


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Verfasst von: Nicola Bardola