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Abb. 16: Waldfriedhof München. Grabmal Michael Ende (Ludwig Angerer d.Ä., 1997) (Detail). Foto: Michael Schaudig

Michael Ende (WAT 212-W-3)

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Abb. 15: Waldfriedhof München. Grabmal Michael Ende (Ludwig Angerer d.Ä., 1997). Foto: Michael Schaudig

Wenn der größte musikalische Erfolg darin besteht, dass Opernarien zu Volksliedern werden, ist der größte literarische Erfolg vielleicht der, dass Sätze zu Sprichwörtern werden, Figuren wie Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer, wie Verwandte sonntäglich mit der Augsburger Puppenkiste zu Besuch kommen, und das Lied von Lummerland („Eine Insel mit zwei Bergen“) als Triumph-Hymne im Augsburger Fußballstadion gespielt wird, wenn die einheimische Mannschaft ein Tor erzielt hat. Das alles, und noch viel mehr, mag einem durch den Kopf gehen am Grab des Autors Michael Ende (1929-1995). Mit Jim Knopf begann 1960 Michael Endes Erfolgsgeschichte, die Inszenierung der Augsburger Puppenkiste machte den Stoff populär. Es folgten der Märchenroman Momo (1973), und die geradezu sprichwörtlich gewordene unendliche Geschichte (1979). Wer dafür andere Erklärungen finden will als die große Freude, die der Autor seinen unzähligen kleinen und größeren Leserinnen und Lesern bereitet hat und weiter bereitet, mag sich daran erinnern, dass Michael Endes Vater der surreale Maler Edgar Ende (1901-1965) gewesen ist, dessen Phantasiebegabung so ganz anders auf den Sohn übergegangen ist. Vater und Sohn sind nicht alt geworden, der Vater starb mit 64, der Sohn mit 66.

Das Grab auf dem Waldfriedhof ist eine letzte Inszenierung, wie ein erstarrtes Spiel aus der Puppenkiste. Die Gestaltung vom August 1997 verdankt sich dem Bildhauer Ludwig Valentin Angerer, auch Angerer der Ältere (Jg. 1938), einem Freund und künstlerischen Weggefährten Michael Endes, der u.a. die Ausstattung der nach 1984 bereits zweiten Verfilmung von Michael Endes Welterfolg: Die unendliche Geschichte II – Auf der Suche nach Phantásien (1990) übernommen hatte. (Abb. 15) Was ist zu sehen: Ein großes Bronzebuch liegt aufgeschlagen da, aus denen Figuren aus dem Werk Michael Endes reliefartig herauskommen, daneben wartet ein kleiner Tempel, zwei Sitzhocker sind aus Büchern gebildet; unter dem großen Buch liegt ein kleines Buch aufgeschlagen da und präsentiert den Namen des Autors samt Lebensdaten. Über das Buch krabbelt eine Schildkröte, Endes Lieblingstier, und auf ihrem Panzer stehen die Worte aus Momo: „Habe keine Angst“.[28] (Abb. 16) Derart getröstet geht es zurück zur Aussegnungshalle und zum Ausgang mit den beiden Sphingen.

 

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[28] Vgl. Felix Hacker: Station 21: Grabstätte Michael Ende (1929-1995), in: Bäuml-Stosiek, Dagmar: (Redaktion): „Eine Sehenswürdigkeit für München“. Grabanlagen und Gräber berühmter Persönlichkeiten und Wandel der Bestattungskultur auf dem Waldfriedhof. Zwei Rundgänge mit dem Leistungskurs Geschichte des Ludwigsgymnasiums München. München 22011, S. 38-40, hier S. 40.

Verfasst von: Dr. Dirk Heißerer