Info
16.07.2020
20 Uhr
Keller Z87 (Bürgerbräu), Frankfurter Str. 87, Würzburg
Eintritt: frei, Spenden erwünscht
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Hölderlin in Quarantäne

Friedrich Hölderlin, wohl einer der bedeutendsten Dichter Deutschlands, hätte dieses Jahr seinen 250. Geburtstag gefeiert. Sein 73 Jahre dauerndes Leben war ereignisreich. Nachdem sich Hölderlin, zusammen mit seinen Stubengefährten Hegel und Schelling, die Poesie als Lehrerin der Menschheit erwählt hatte, dichtete er, von griechischen Vorbildern inspiriert, Hymnen und Gesänge auf die Liebe, die Freiheit und die Menschheit. Fortan wollte er Dichter werden und sonst nichts. Er zog als Hauslehrer von Ort zu Ort, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Als er schließlich eine feste Bleibe fand, geriet er in einen Aufstand gegen den herrschenden Fürsten. Um ihn vor der Inhaftierung zu retten, wurde er für wahnsinnig erklärt. Nach einem mehrmonatigen Klinikaufenthalt kam er, geschwächt durch die damals üblichen „Heilmethoden“ und ärztlich aufgegeben, zur Familienpflege bei einem Schreiner und dessen Familie. Sein letztes Domizil bis zu seinem Lebensende wurde der Tübinger Turm direkt über dem Neckar, dem Fluss seiner Heimat. In diesem kleinen Zimmer, abgeschnitten von der Außenwelt, lebte Hölderlin noch 36 lange Jahre. In der Isolation verstummte der Dichter von Rang. Der empfindsame Mensch aber lebte weiter und schrieb Gedichte, die formell einfach, im Inhalt aber immer rätselhafter wurden.

Obwohl Hölderlin den meisten vom Namen her bekannt ist, haben ihn doch nur wenige gelesen. Ob man ihn verstehen kann, bleibt auch nach verschiedensten Deutungsversuchen, wie etwa von Heidegger und Adorno, offen. Und genau das macht den Reiz seiner Schriften aus. Hölderlin gab keine Antworten. Er schenkte uns Rätsel.

Wir wollen ihn für unsere Zeit neu gewinnen. Deshalb nähern wir uns gerade jetzt wieder seinen Ideen, ausgehend von der Frage: Wie fühlte sich Hölderlin in seinem Turm? Wir lesen aus dem Roman „Hyperion“, den Gedichten und seinen Briefen und geben Einblick in die Zeitgeschichte von damals.

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