Info
17.12.2019
19 Uhr
Literaturhaus München, Salvatorplatz 1, München
Eintritt: frei
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Preisverleihung an Herbert Kapfer & Lesung

Seit 1965 wird er verliehen: der Tukan-Preis, einer der renommiertesten Kulturpreise der Stadt. Ausgezeichnet werden sprachlich, formal und inhaltlich herausragende literarische Neuerscheinungen von Münchner Autorïnnen, die Verleihungsveranstaltung findet seit seiner Eröffnung im Literaturhaus statt.

2019 wird der Preis an Herbert Kapfer verliehen.

»Dieses Buch ist ein Kunstwerk – auch wenn der Autor gleich zu Beginn bekennt, kein Wort selbst geschrieben zu haben. Doch Herbert Kapfers Collage ›1919. Fiktion‹ (Kunstmann) verbindet auf so beeindruckende Weise Stimmen, Bilder, Nachrichten, Romanfragmente aus dem Revolutions- und Wendejahr, dass ein Stück Menschengeschichte lebendig wird. Die Form passt perfekt zum Inhalt, indem sie die Atemlosigkeit und Zerrissenheit jener Zeit spiegelt. Die zerstörten Illusionen, der fehlgeleitete Patriotismus und die Sehnsucht nach Erlösung, die die Weimarer Republik prägten, sie drücken sich in den ganz unterschiedlichen Texten der Zeitzeugen aus. Kapfer lässt so bekannte Autoren zu Wort kommen wie Oskar Maria Graf oder Ernst Toller, aber auch weniger bekannte wie den feinsinnigen Dadaisten Richard Huelsenbeck, und vergessene wie Joseph Delmont mit seinem phantastischen Kriegsroman über ›Die geheime Stadt unter dem Meer‹ oder Sophie Hoechstetter mit ihren melodramatischen Schilderungen von aus dem Baltikum geflohenen Deutschen. Der Krieg ist verloren, die Ideologen haben Oberwasser und bekämpfen sich bitterlich. Was fehlt, ist die Kraft zur Versöhnung. Monarchisten und Anarchisten, Soldaten und Bürgertöchter, Gymnasiasten und Arbeiter, Sozialromantiker und Antisemiten, sie alle suchen die Erneuerung Deutschlands. Und es ist alles schon da: die Sehnsucht nach einem starken Mann (›Wo bleibt der deutsche Führer?‹), der Rassenhass, die Gewaltbereitschaft. Herbert Kapfer, der langjährige Hörspielchef des Bayerischen Rundfunks, rüttelt seine Leser mit dieser Symphonie aus Stimmen auf. Sie bleibt lange im Ohr.«

Jurybegründung

Herbert Kapfer, 1954 in Ingolstadt geboren, leitete von 1996 bis 2017 die Abteilung Hörspiel und Medienkunst im Bayerischen Rundfunk. 2017 erschienen die Bücher »Verborgene Chronik 1915 – 1918« (mit Lisbeth Exner) und die Essaysammlung »sounds like hörspiel«.