POMONA-Lesung: Im Zwiegespräch mit Sophie La Roche

Nachdem das Matthias-Lauber-Haus auf absehbare Zeit als Veranstaltungsort für die literarischen POMONA-Salonveranstaltungen nicht zur Verfügung steht, haben die vier Salonieren in Absprache mit der Leitung  des Kaufbeurer Stadtmuseums das dortige Sophie La Roche-Zimmer im 3. Obergeschoss als neuen Veranstaltungsort auf Dauer auserkoren. Diese Auftaktveranstaltung, gewissermaßen eine  Art ‚Premiere‘, die unter dem Titel „Tagebuch einer Reise durch England – vom 9. August bis 25. Oktober 1787“ stand, erfuhr neben einer wiederum ausgezeichneten Resonanz eine überaus inhaltsvolle Gestaltung, für die Christa Berge, Wiltrud Fleischmann, Helga Ilgenfritz und Karin Klinger gemeinsam verantwortlich zeichneten. Alle Teilnehmer waren überdies vom neuen Veranstaltungsort Stadtmuseum  einhellig begeistert. Die neue Leiterin des Stadtmuseums, Petra Weber, zeigte sich sehr erfreut, dass POMONAS Literarischer Salon künftig in den Räumen des Museums mit seinem ebenso eindrucksvollen wie heimeligen literarischen Ambiente stattfinden soll.

Mit Sophie La Roche, die in Form einer lebensgroßen Silhouette mit am Tisch des nachmittäglichen Salons saß, wurde zunächst ein fiktives Zwiegespräch der Salonieren mit Sophie La Roche aus dem Off inszeniert, um die besondere Hinwendung und Neigung  der Kaufbeurer Tochter zu England im ausgehenden 18. Jahrhundert  zu thematisieren. „Sophie La Roche“ erklärte, dass England immer das Land ihrer Sehnsucht und Liebe gewesen sei, wobei ihr die Freiheitsliebe der Engländer besonders positiv aufgefallen sei. Nachdem Sophie La Roches Geschichte des Fräuleins von Sternheim,  erster Roman einer Frau im deutschsprachigen Raum  überhaupt, schon im Jahr 1771,erschienen war, verarbeitete sie später in den Erzählungen Miss Lony und der schöne Bund und Fanny  und Julia  weitere Inspirationen aus der England-Reise. Im Rahmen eines lebendigen erzählerischen Reigens über die vielfältigen Reiseeindrücke der ersten Reise-Journalistin in Deutschland, die Sophie La Roche auch war, vermittelten die Salonieren abwechselnd Auszüge aus dem englischen Tagebuch, in dem die Reisende über Land und Leute, Lebensgewohnheiten, gesellschaftliche Umgangsformen, religiöse Aspekte,  Landschaften, Industrie und Handwerk, medizinische Besonderheiten, Theatererlebnisse und viele andere Bereiche berichtete. Das Tagebuch endet mit den Worten: „Den 25. Oktober 1787 war ich in Speyer zurück; dankte Gott für meine glückliche, und der edlen Freundschaft für meine vergnügte, lehrreiche Reise; und bat die Vorsicht: mich in der Erinnerung des genossenen Guten die Kräfte zum Tragen jedes noch bestimmten Uebels finden zu lassen!...“