Ein POMONA-Literatursalon über Jean Paul, Sophie von La Roche und – Mozarts Bäsle

Die Salonieren von POMONAs Literatur-Salon im Freundeskreis Sophie La Roche e. V. mit Christa Berge, Wiltrud Fleischmann, Helga Ilgenfritz und Karin Klinger haben Jean Paul aus Anlass des 250. Geburtstages des Schriftstellers, Dichters und Pädagogen, der als Johann Paul Friedrich Richter am 21. März 1763 in Wunsiedel geboren wurde, die letzte Salon-Veranstaltung im Jahr 2013 gewidmet. Dies geschah auch vor dem Hintergrund der Tatsache, dass Jean Paul mit der Kaufbeurer Tochter Sophie von La Roche bis zu deren Tode nicht nur in mehrfacher brieflicher Verbindung stand, sondern weit darüber hinaus ein persönliches Zusammentreffen Anfang August 1799 im Wieland-Gut Oßmannstedt bei Weimar – Jean Paul wohnte zu jener Zeit in der Nähe seines Mentors Wieland – zwischen Sophie La Roche und Jean Paul nachgewiesen ist. Überdies berichtet Sophie La Roche in ihrem Werk Schattenrisse abgeschiedener Stunden über diese Begegnung, die im Beisein der Weimarer Herzogin Anna Amalia erfolgte, so dass angenommen werden kann, dass andere zeitgenössische Weimarer Heroen bei dieser Gelegenheit ebenfalls zugegen waren. Die Verbindung zwischen Sophie La Roche und Jean Paul war nach den vorliegenden Überlieferungen und Bewertungen von einer großen gegenseitigen Wertschätzung geprägt.

Bäsle-Exkurs

Sogar über Mozarts „Bäsle“, von 1812 bis 1814 in Kaufbeuren wohnend und danach in der Bayreuther „Postei“, Friedrichstraße 15 (ehedem Gymnasiumplatz und heute Jean Paul-Platz), ansässig, ergibt sich ein kleiner mittelbarer Bezug zu Kaufbeuren: Das „Bäsle“ wohnte nämlich ab 1814 in Bayreuth in fast unmittelbarer Nachbarschaft von Jean Paul, der ebenfalls  zu dieser Zeit in der Friedrichstraße (Nr. 10, dann Nr. 5) lebte.

Sophie von La Roche, Jean Paul (Friedrich Meier, 1810) und ein Porträt von Mozarts Bäsle Anna Maria Thekla Mozart

Zurück zu Jean Paul

Im Rahmen der Vorstellung einiger Werk-Beispiele zeigte sich Jean Paul bei den vorgestellten Aphorismen – im Unterschied zum häufig etwas weitschweifigen Stil seiner Romanwerke – als Meister der Knappheit und Kürze. Als Poet eines feinen und humorvollen Wortwitzes, einer geistvollen Ironie, oft auch durchwoben und begleitet von satirischen Aspekten und Elementen, bildet er auch den Realismus, nicht nur über seine vortrefflichen Alltagsvergleiche, ab. Ebenso berührt er viele, bis heute aktuell gebliebene Themen und Fragen aus Bereichen der Psychologie und der Medizin. Wetter- und Klimaverhältnisse bewegen ihn ebenso wie die gesamte Tier- und Pflanzenwelt, die damit markierte große „Naturliebe“ Jean Pauls bildet ein eigenes, großes Kapitel. Politische Stellungnahmen mit Gesellschaftskritik finden sich in dem umfangreichen Gesamtwerk ebenso wie die eine tiefgehende Darstellung weiblicher Charaktere, die in der deutschen Literaturgeschichte ihresgleichen sucht. Das Phänomen Jean Paul ist vielleicht auch und gerade deswegen und aufgrund der sich auch daraus ergebenden, offensichtlichen Sonderstellung, die man wohl zwischen der Klassik und der Romantik mit den dabei auftretenden Wechsel- und Folgebeziehungen – ausgestattet mit einer ungeheuren Vielfalt – ansiedeln kann, zu verstehen. Man ist dabei sogar fast geneigt, Jean Paul in gewisser Weise sogar die Bildung eines eigenen „Genres“ zuzuordnen!?

Den Abschluss des Salons bildete die Verteilung von 250 Jean Paul-Aphorismen, die jeder Teilnehmer zusammen mit der wieder eigens  für den Salon angefertigten kleinen Broschüre über die Veranstaltung mit auf den Heimweg nehmen konnte – nachdem der „aphoristische“ Jean Paul noch einem angeregten Gedankenaustausch der Teilnehmer im wiederum vollbesetzten Kaminzimmer des Matthias-Lauber-Hauses diente. Einer der vielen Sinnsprüche von Jean Paul, angesiedelt zwischen den großen Themen von „Klima und Kultur“ bezeichnet das Wetter (das Klima) als den „Vater“ und den Wind (die Folge) als den „Sohn“: „Der Wind ist nicht der Vater und Herr, sondern der Sohn und Diener des Wetters.“