Übersetzerpreis der Kulturstiftung Erlangen für Yoko Tawada

Anlässlich des 33. Erlanger Poetenfests (29. August bis 1. September 2013) vergibt die Kulturstiftung Erlangen zum fünften Mal den Erlanger Literaturpreis für Poesie als Übersetzung. Die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung wird in diesem Jahr an die deutsch-japanische Autorin Yoko Tawada verliehen. Die Jury würdigt damit ihre Poetik der Verwandlung und Mehrsprachigkeit. Yoko Tawada nimmt die Auszeichnung am Donnerstag, 29. August 2013, in der Erlanger Orangerie entgegen. Die Laudatio auf Yoko Tawada hält der österreichische Schriftsteller und Übersetzer Peter Waterhouse.

Dadurch, dass ich in zwei Sprachen schreibe, entdecke ich ständig schwarze Löcher im Gewebe der Sprachen. Aus diesen schwarzen Löchern entsteht Literatur.
Yoko Tawada

„Yoko Tawada positioniert sich an der Grenze zwischen den Sprachen und Kulturen. Tawadas Text-Reisen eröffnen polyphone Räume außerhalb der Muttersprache. Auf spielerische Art erkundet sie, was geschieht, wenn die deutsche Fremdsprache zur ‚Sprachmutter‘ wird. In den Echoräumen der Exophonie, der Anderssprachigkeit, verschwimmen die Grenzen von Identität und Fremdheit, Original und Übersetzung. Tawadas Texte sind konstitutiv mehrsprachig, indem sie den Leser die Existenz einer ganz anderen Sprache spüren lassen. Ihre Poetik der Übersetzung, Verfremdung und Verwandlung macht die schwarzen Löcher im Gewebe der Sprachen sichtbar, aus denen Literatur entsteht.“ (Aus der Begründung der Jury)

Yoko Tawada wurde 1960 in Tokyo geboren. 1979 kam sie mit der transsibirischen Eisenbahn zum ersten Mal nach Deutschland. Seit 1982 lebt sie in Deutschland, zunächst in Hamburg, seit 2006 ist Berlin der Ausgangspunkt ihrer Reisen. Sie studierte Literaturwissenschaft an der Waseda-Universität in Tokyo und Hamburg und promovierte in Zürich mit einer Arbeit über „Spielzeug und Sprachmagie in der europäischen Literatur“ (2000). Erste Buchveröffentlichungen in Deutschland 1987, in Japan 1991. Yoko Tawadas zweisprachiges Werk umfasst Lyrik und Prosa, Theater-, Hörspiel- und Operntexte.

Deutschland besitzt über tausend Literaturpreise, aber noch immer auffallend wenige Übersetzerpreise. Dieses Missverhältnis hat vor allem etwas mit dem nach wie vor mangelnden Bewusstsein dafür zu tun, dass der internationale Erfolg eines Buches wesentlich von der Qualität seiner Übersetzungen abhängt. Das Erlanger Poetenfest hat sich die Förderung von Poesie als Übersetzung zur Aufgabe gemacht. In diesem Jahr findet im Rahmen des 33. Erlanger Poetenfests die zehnte Erlanger Übersetzerwerkstatt statt. Mit Übersetzerwerkstatt und Übersetzerpreis wollen das Erlanger Poetenfest und die Kulturstiftung Erlangen gemeinsam das Bewusstsein dafür schärfen, wie sehr gerade Übersetzungen und Einflüsse aus fremden Sprachen und Kulturen die deutschsprachige Gegenwartsliteratur bereichern.

Die Jury des Erlanger Literaturpreises für Poesie als Übersetzung besteht selbst aus Übersetzerinnen und Übersetzern. Dieses bislang einzigartige Konzept verbürgt die sprachschöpferische Qualität der ausgezeichneten Arbeiten. Der Jury gehörten in diesem Jahr an: Elke Erb, Annette Kopetzki, Adrian La Salvia (Jury-Sprecher), Benedikt Ledebur, Ilma Rakusa, Ulf Stolterfoht und Peter Waterhouse. Der Erlanger Literaturpreis für Poesie als Übersetzung wurde bisher an Felix Philipp Ingold (2005), Georges-Arthur Goldschmidt (2007), Barbara Köhler und Ulf Stolterfoht (2009) sowie an Elke Erb (2011) verliehen. Der Preis wird am 29. August im Rahmen des Erlanger Poetenfests verliehen.