Gasthof Seerose

Links: Café Seerose. Rechts: Hotel und Weinhaus Alpenblick, ehemaliges Café Almrose. © Privatsammlung

Die Komödie Zur schönen Aussicht zeigt vor dem Hintergrund einer Alpenidylle den trostlosen Alltag einer dem Untergang geweihten (klein-)bürgerlichen Gesellschaft. Schon hier wird deutlich, dass Horváth Kleinbürgertum weniger als Art Zwischenklasse (wie im Roman-Exposé Der Mittelstand) denn als Sammelbecken, in dem sich herkömmliches Kleinbürgertum, aber auch deklassierter Adel und heruntergekommenes Bürgertum gleichermaßen wiederfinden, versteht.[1] In dem handschriftlichen Konzept Nach der Saison führt er eine Reihe von Murnauer Personen an und nennt sie bei ihren richtigen Namen. Offenbar flossen in die Komödie neben Berichten der Lokalzeitung Staffelsee-Bote auch Erfahrungen und Beobachtungen Horváths ein, die er als Stammgast des Strand-Hotels und des Gasthofs Seerose am Staffelsee gemacht hatte. Letzteres war sein Lieblingslokal und diente – wie schon der Pantlkeller – als Vorbild für das „Gartenlokal des Josef Lehninger“ in dem Stück Italienische Nacht.

In dem Entwurf Nach der Saison, einer Vorarbeit zur Komödie Zur schönen Aussicht, taucht neben Heinz Reichhard („Reichardt“) der Hotelier Philip Schnepf („Schnepf“) als Name auf. Am 1. Mai 1929 übernahm Reichard für kurze Zeit die Führung des Café Seerose; danach führte Schnepf das Hotel bis zum 10. Januar 1930.



[1] Bartsch, Kurt (2000): Ödön von Horváth, S. 55.

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Peter Czoik