Lesung zum 92. Jahrestag der Bücherverbrennung am 10. Mai auf dem Königsplatz, München

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© Institut für Kunst und Forschung München

Der 10. Mai ist heute der „Tag des Buches“. Dieser Tag erinnert an ein sehr düsteres Ereignis in der deutschen Geschichte. Am 10. Mai 1933, kurz nach der „Machtergreifung“ wurden in verschiedenen deutschen Städten Bücherverbrennungen von nationalsozialistischen Gruppierungen, zu denen hauptsächlich Akademiker gehörten, organisiert. Unzählige Bücher bedeutender Autorinnen und Autoren landeten auf dem Scheiterhaufen und gingen in Asche und Rauch auf. In diesem Jahr setzt München abermals ein Zeichen gegen den Nationalsozialismus und für die Freiheit von Literatur. Am 92. Jahrestag der Bücherverbrennungen wird am Ort des Ereignisses, auf dem Königsplatz, an die Macht der Literatur erinnert, die die Nationalsozialisten fürchteten. Münchnerinnen und Münchner werden aus den verbrannten Büchern lesen und damit die Texte lebendig halten und gleichzeitig mahnend an die Bücherverbrennungen erinnern. 

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Oberbürgermeister Dieter Reiter hat in diesem Jahr die Schirmherrschaft über die Lesung übernommen und wird selbst einen Text lesen. Um 10 Uhr wird die Gedenkveranstaltung mit der Kunstaktion „Brandfleck“ von Wolfram P. Kastner und Martin Mohr eingeleitet. Sie werden im Rasen des Königsplatzes an der Stelle der Bücherverbrennung von 1933 einen Brandfleck herstellen – damit kein Gras über die Geschichte wächst. Von 11 bis 18 Uhr werden auf dem Königsplatz vor der Antikensammlung fünf-minütige Kurzlesungen aus ausgewählten verbrannten Büchern stattfinden. 

Die Geschichte der Bücherverbrennungen 

Am 10. Mai 1933, wenige Wochen nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, beteiligten sich ca. 50.000 Münchnerinnen und Münchner (großenteils Akademiker) an der Bücherverbrennung auf dem Königsplatz, die von Studenten der Münchner Universitäten (LMU und TU) und deren Rektoren inszeniert wurde.  Verbrannt wurden Bücher von Autor-/innen wie Bertolt Brecht, Elisabeth Castonier, Lion Feuchtwanger, Sigmund Freud, Erich Kästner, Irmgard Keun, Heinrich Mann, Erich Mühsam, Erich Maria Remarque, Anna Seghers, Ernst Toller, Kurt Tucholsky, Arnold Zweig und Stefan Zweig. Ab März 1933 wurden in Deutschland (in über 90 Städten) und später in den besetzten Ländern Bücher und Bibliotheken verbrannt und vernichtet. Dem folgte die Vernichtung von Menschen und die Zerstörung von Städten und Ländern.

In München begann der Terrorakt gegen das angeblich „volkszersetzende Schrifttum“ mit einer pompösen Auftaktveranstaltung im Lichthof der Münchner Universität am 10. Mai 1933. Nach einem nächtlichen Fackelzug durch die Stadt wurden dann auf dem Königsplatz der 'Verbrennungsakt' inszeniert und die „undeutschen“ Bücher der „Reichsfeinde“ ins Feuer geworfen.

Erinnerung an die Autorinnen und Autoren 

Viele der 1933 verbrannten Bücher und ihre Autoren sind heute weitgehend unbekannt. Viele Autorinnen und Autoren schrieben damals für Frieden, Gerechtigkeit, Freiheitsrechte und Menschenwürde für alle. Gegen Nationalismus, Antisemitismus, Rassenwahn, Militarismus und Rechtsextremismus. Ihr Vermächtnis und diese Texte sind heute so aktuell wie damals.

Wie in den vergangenen Jahren (seit 1995, dann jahrelang verboten und seit 2003 alljährlich) laden wir unter dem Motto „München liest – aus verbrannten Büchern. Für Frieden und Menschenrechte – gegen Rüstung und Krieg“ ein, am 10. Mai auf dem Königsplatz 5 Minuten aus einem der „verbrannten Bücher“ vorzulesen – dort wo diese Bücher auf alle Zeit vernichtet werden sollten.

Aufforderung zur Beteiligung

Wer an der Aktion teilnehmen möchte, darf sich mit einem ausgewählten Ausschnitt aus einem verbrannten Buch unter folgender Telefonnummer melden: Tel. 089-157 32 19 oder Tel. 0170 /76 56 252. 

Mitveranstalter 

Zu den Mitveranstaltern der Lesungen gehören der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, Landesverband Bayern, der Bund für Geistesfreiheit München, der DGB-Landesbezirk Bayern, die Europäische Janusz Korczak Akademie, die Evangelische Versöhnungskirche Dachau, das Evangelisch-Lutherisches Dekanat München, die Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften der LMU, die Friedrich-Ebert-Stiftung Bayern, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft  Bayern, die Hanns-Seidel-Stif­tung für Demokratie, Frieden und Entwicklung , die Hochschule München das Institut für Deutsche Philologie/Ludwig Maximilians Universität, die Israelitische Kultusgemeinde, München und Ober­bayern, der Kurt-Eisner-Verein für politische Bildung/RosaLuxem­burgStiftung, die Landeshauptstadt München mit Münchner Kam­merspiele, Münchner Volkshochschule, Münchner Volkstheater, NS-Dokumentationszentrum, Referat für Bildung und Sport, Stadtbibliotheken, Städtische Galerie im Lenbachhaus, die Liberale jüdische Gemeinde München Beth Shalom e.V., München ist bunt!, die Oskar-Maria-Graf-Gesellschaft, das PEN-Zentrum Deutsch­land, die Petra-Kelly-Stiftung, Bayerisches Bildungswerk für Demo­kratie und Ökologie, das Residenztheater München, der Respect&Re­member Europe e.V., die Stiftung Bayerische Gedenkstätten, der St. Michaelsbund, die Technische Universität München, ver.di Bayern, der VS Verband deutscher Schriftsteller u. Schriftstellerinnen.

Gefördert wird der Erinnerungstag durch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München. 

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