Vincent E. Noel
Vincent E. Noel verbringt seine Kindheit in Sachsen und Brandenburg und lebt seit 1991 in Nürnberg. 1997 schließt er die Schule ab. Zuerst ist er Musiker, dann erkundet er Europa. Die erste Veröffentlichung erscheint 2004, seitdem folgen mehrere Bücher und viele Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften (Neue Sirene, Entwürfe, Richtungsding etc.), Auftritte im süddeutschen Raum bis hin zum Erlanger Poetenfest sowie die Gründung einer Literaturgruppe namens Mundpropaganda (Anthologie Landschaft mit Ufo, zwei Hörspiel-CDs) und eigenen Theatergruppe.
Zentrales Thema seiner Arbeit ist die Erinnerung und Wahrnehmung: Das menschliche Ich nimmt sich selbst als verloren wahr und reagiert darauf durch das Gefühl der Einsamkeit und gegenseitigen Nichtverstehens. Stets bleibt ein nicht auflösbarer Widerspruch zwischen der Sehnsucht als solcher und ihrer Erfüllung zurück. Alkoholismus bzw. andere Extreme wie Borderline (Sarah – Vom Ende meines langsamen Abschieds) oder der Rückzug in eine von außen nicht erreichbare Welt (Die Ballade von Marie und dem ewigen Regen) sind die Folgen davon. Sein Roman Baschar und mein Leben im Goldfischglas zeigt, dass Ordnung und Sicherheit nur jene Poesie gibt, die die Realität spiegelt und sich ihr besonders annähert, wenn sie das Extreme sucht. Konsequenz dieser Suche ist die Auflösung jeder chronologischen Ordnung. Wann etwas geschieht, ist nicht wichtig – wichtig ist, ob etwas geschieht. Oder auch nicht.
Seit 2011 ist Noel Mitglied des „Projektes Muse[e]nlesung“, das sich zum Poetischen Theater weiterentwickelt hat. Die Autoren des Ensembles, die größtenteils wie er Mitglieder des Pegnesischen Blumenordens sind (u.a. Susanne Rudloff und Projektgründer Michael Lösel) interpretieren dabei Museen in Nürnberg (z.B. das Museum Industriekultur, das Dokumentationszentrum Reichsparteitage, das Albrecht-Dürer-Haus, der Historische Kunstbunker) und seinem Umland (Stadtmuseum Erlangen, Synagoge und jüdisches Museum Ermreuth) im Kontext ihrer ausgestellten Objekte neu und verarbeiten dies zu Büchern und Theaterstücken. Auch hier ist die Suche nach der Wahrheit hinter den Zeichen und die Wahrnehmung selbiger ein Kern der Arbeit. Diese neue Form der Literatur wird 2016 von der Stadt Nürnberg mit einem Kulturpreis (Nürnbergstipendium) geehrt.
Ein anderes Betätigungsfeld ist die Erinnerungskultur. Mit dem Verlag testimon hält Noel die Erinnerung an Personen wie den Nürnberger Dichter Friedrich Hagen aufrecht, der früh aus NS-Deutschland emigrierte und im Exil mit literarischen Größen wie Bert Brecht und Paul Celan zusammenarbeitete. Erst kurz vor seinem Tod erinnert sich die Stadt Nürnberg seiner und ehrt ihn. Keine Ehrung von politischer Seite erhält bislang Stephen S. Moosbacher, der mit seiner Familie in die USA flüchtete. Als einer von 74 Nürnbergern meldete er sich freiwillig zur US-Armee – kurz vor Kriegsende fiel er bei einem Rettungseinsatz.
Mit literarischen Rundgängen macht Noel auf dieses kaum beachtete Feld der Erinnerungskultur aufmerksam. In Zusammenarbeit mit Schulen veranstaltet er auch Projekte zur Erinnerung an den Holocaust. Daneben arbeitet er im Museum „Turm der Sinne“ und hat sich mit zwei Büchern einen Namen gemacht, in denen er sich der Frage widmet, inwieweit die menschlichen Sinne sowohl die individuelle als auch kulturelle Erinnerung und Sicht auf die Welt steuern, beeinflussen, oft auch unbewusst manipulieren.
Externe Links:
Vincent E. Noel verbringt seine Kindheit in Sachsen und Brandenburg und lebt seit 1991 in Nürnberg. 1997 schließt er die Schule ab. Zuerst ist er Musiker, dann erkundet er Europa. Die erste Veröffentlichung erscheint 2004, seitdem folgen mehrere Bücher und viele Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften (Neue Sirene, Entwürfe, Richtungsding etc.), Auftritte im süddeutschen Raum bis hin zum Erlanger Poetenfest sowie die Gründung einer Literaturgruppe namens Mundpropaganda (Anthologie Landschaft mit Ufo, zwei Hörspiel-CDs) und eigenen Theatergruppe.
Zentrales Thema seiner Arbeit ist die Erinnerung und Wahrnehmung: Das menschliche Ich nimmt sich selbst als verloren wahr und reagiert darauf durch das Gefühl der Einsamkeit und gegenseitigen Nichtverstehens. Stets bleibt ein nicht auflösbarer Widerspruch zwischen der Sehnsucht als solcher und ihrer Erfüllung zurück. Alkoholismus bzw. andere Extreme wie Borderline (Sarah – Vom Ende meines langsamen Abschieds) oder der Rückzug in eine von außen nicht erreichbare Welt (Die Ballade von Marie und dem ewigen Regen) sind die Folgen davon. Sein Roman Baschar und mein Leben im Goldfischglas zeigt, dass Ordnung und Sicherheit nur jene Poesie gibt, die die Realität spiegelt und sich ihr besonders annähert, wenn sie das Extreme sucht. Konsequenz dieser Suche ist die Auflösung jeder chronologischen Ordnung. Wann etwas geschieht, ist nicht wichtig – wichtig ist, ob etwas geschieht. Oder auch nicht.
Seit 2011 ist Noel Mitglied des „Projektes Muse[e]nlesung“, das sich zum Poetischen Theater weiterentwickelt hat. Die Autoren des Ensembles, die größtenteils wie er Mitglieder des Pegnesischen Blumenordens sind (u.a. Susanne Rudloff und Projektgründer Michael Lösel) interpretieren dabei Museen in Nürnberg (z.B. das Museum Industriekultur, das Dokumentationszentrum Reichsparteitage, das Albrecht-Dürer-Haus, der Historische Kunstbunker) und seinem Umland (Stadtmuseum Erlangen, Synagoge und jüdisches Museum Ermreuth) im Kontext ihrer ausgestellten Objekte neu und verarbeiten dies zu Büchern und Theaterstücken. Auch hier ist die Suche nach der Wahrheit hinter den Zeichen und die Wahrnehmung selbiger ein Kern der Arbeit. Diese neue Form der Literatur wird 2016 von der Stadt Nürnberg mit einem Kulturpreis (Nürnbergstipendium) geehrt.
Ein anderes Betätigungsfeld ist die Erinnerungskultur. Mit dem Verlag testimon hält Noel die Erinnerung an Personen wie den Nürnberger Dichter Friedrich Hagen aufrecht, der früh aus NS-Deutschland emigrierte und im Exil mit literarischen Größen wie Bert Brecht und Paul Celan zusammenarbeitete. Erst kurz vor seinem Tod erinnert sich die Stadt Nürnberg seiner und ehrt ihn. Keine Ehrung von politischer Seite erhält bislang Stephen S. Moosbacher, der mit seiner Familie in die USA flüchtete. Als einer von 74 Nürnbergern meldete er sich freiwillig zur US-Armee – kurz vor Kriegsende fiel er bei einem Rettungseinsatz.
Mit literarischen Rundgängen macht Noel auf dieses kaum beachtete Feld der Erinnerungskultur aufmerksam. In Zusammenarbeit mit Schulen veranstaltet er auch Projekte zur Erinnerung an den Holocaust. Daneben arbeitet er im Museum „Turm der Sinne“ und hat sich mit zwei Büchern einen Namen gemacht, in denen er sich der Frage widmet, inwieweit die menschlichen Sinne sowohl die individuelle als auch kulturelle Erinnerung und Sicht auf die Welt steuern, beeinflussen, oft auch unbewusst manipulieren.