Ulrich Schmidel
Vom Familiennamen existieren verschiedene (dialektal bedingte) Schreibweisen: Schmidl, Schmidel, Schmiedel. Er stammt aus einer angesehenen Straubinger Patrizierfamilie. Ob er eine akademische Ausbildung genossen hat, ist ungewiss. Jedenfalls wählt er für sich das abenteuerliche Leben eines Söldners, wenn nicht gar eines Conquistadors. Als solcher schließt er sich 1535 dem Kommando Pedro de Mendozas an, der das Territorium um den Río de la Plata erobern will. Im dortigen Gebiet des heutigen Argentiniens gründet die Truppe Buenos Aires. Finanziert wird das Unternehmen nicht zuletzt durch den Augsburger Jakob Welser (1468-1541). Im Gebiet des heutigen Paraguay erfolgt die Gründung der Stadt Asunción.
1552 erhält der bairische Conquistador eine Nachricht seines Halbbruders Thomas und entschließt sich daraufhin nach Europa zurückzukehren. Auf seinem sechsmonatigen Marsch legt er nach eigener Aussage in Begleitung von zwanzig Guarani-Indianern den rund 1000 km langen Landweg von Asunción zum brasilianischen Hafen São Vicente zurück. Schmidel erreicht im Sommer 1554 über Sevilla und Antwerpen seine Heimatstadt Straubing, wo er im selben Jahr in den Rat gewählt wird und nach dem Tod seines Halbbruders Thomas, der kinderlos stirbt, einen Teil von dessen Vermögens erbt. Infolge seines Übertritts zum Protestantismus muss er 1562 die Stadt verlassen und zieht mit seiner Familie nach Regensburg. 1563 erhält er das Regensburger Bürgerrecht, wo er ein Haus kauft und dort 1580/81 stirbt.
Als literarisches Werk ist sein autobiographischer Reisebericht aufzufassen, der rasch in den Druck gelangt und durchaus als Long- und Bestseller, versehen mit einem ansprechenden Bildprogramm, Furore macht. Darin dokumentiert er nicht nur geographische und ethnographische Beobachtungen zu Argentinien und Paraguay (wohl die frühesten überhaupt!), sondern gibt ebenso einen lebhaften Eindruck von den Strapazen des frühneuzeitlichen Söldnerdaseins. Bemerkenswert sind seine phonetischen Umschriften der lateinamerikanischen Indiosprachen, die selbst als wertvolle sprachhistorische Quelle anzusehen sind. Dies gilt nicht zuletzt für seinen bairischen Autograf, der zwischen Mundart und Kanzleisprache mäandert. Bis heute fehlt eine überlieferungsgeschichtliche Untersuchung von der Handschrift zum Druck ebenso wie eine kritische Edition. Eine solche ist in der Reihe Editio Bavarica zu Schmidels Reisebeschreibung in Vorbereitung.
In der Summe ist Ulrich Schmidel als bayerischer Reiseschriftsteller auf eine Stufe mit Hans von Schiltberg zu stellen. Während der Schiltberger als Pionier der Orientliteratur anzusehen ist, ragt Schmidel als früher Beschreiber Lateinamerikas hervor.
Sekundärliteratur:
Häberlein, Mark: Schmidl, Ulrich. In: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 161f. URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118945882.html#ndbcontent, (08.01.2019).
Wolf, Klaus (2019): Conquistador und Reiseschriftsteller. Ulrich Schmidel (um 1500-1580/81). In: Literatur in Bayern 34, H. 135, S. 10f.
Quelle:
Ulrich Schmidel: Wahrhafftige Historien einer Wunderbaren Schiffart. Hrsg. v. Hans Plischke (Frühe Reisen und Seefahrten in Originalberichten, 1). Graz 1962.
Externe Links:
Literatur von Ulrich Schmidel im BVB
Literatur über Ulrich Schmidel im BVB
Vom Familiennamen existieren verschiedene (dialektal bedingte) Schreibweisen: Schmidl, Schmidel, Schmiedel. Er stammt aus einer angesehenen Straubinger Patrizierfamilie. Ob er eine akademische Ausbildung genossen hat, ist ungewiss. Jedenfalls wählt er für sich das abenteuerliche Leben eines Söldners, wenn nicht gar eines Conquistadors. Als solcher schließt er sich 1535 dem Kommando Pedro de Mendozas an, der das Territorium um den Río de la Plata erobern will. Im dortigen Gebiet des heutigen Argentiniens gründet die Truppe Buenos Aires. Finanziert wird das Unternehmen nicht zuletzt durch den Augsburger Jakob Welser (1468-1541). Im Gebiet des heutigen Paraguay erfolgt die Gründung der Stadt Asunción.
1552 erhält der bairische Conquistador eine Nachricht seines Halbbruders Thomas und entschließt sich daraufhin nach Europa zurückzukehren. Auf seinem sechsmonatigen Marsch legt er nach eigener Aussage in Begleitung von zwanzig Guarani-Indianern den rund 1000 km langen Landweg von Asunción zum brasilianischen Hafen São Vicente zurück. Schmidel erreicht im Sommer 1554 über Sevilla und Antwerpen seine Heimatstadt Straubing, wo er im selben Jahr in den Rat gewählt wird und nach dem Tod seines Halbbruders Thomas, der kinderlos stirbt, einen Teil von dessen Vermögens erbt. Infolge seines Übertritts zum Protestantismus muss er 1562 die Stadt verlassen und zieht mit seiner Familie nach Regensburg. 1563 erhält er das Regensburger Bürgerrecht, wo er ein Haus kauft und dort 1580/81 stirbt.
Als literarisches Werk ist sein autobiographischer Reisebericht aufzufassen, der rasch in den Druck gelangt und durchaus als Long- und Bestseller, versehen mit einem ansprechenden Bildprogramm, Furore macht. Darin dokumentiert er nicht nur geographische und ethnographische Beobachtungen zu Argentinien und Paraguay (wohl die frühesten überhaupt!), sondern gibt ebenso einen lebhaften Eindruck von den Strapazen des frühneuzeitlichen Söldnerdaseins. Bemerkenswert sind seine phonetischen Umschriften der lateinamerikanischen Indiosprachen, die selbst als wertvolle sprachhistorische Quelle anzusehen sind. Dies gilt nicht zuletzt für seinen bairischen Autograf, der zwischen Mundart und Kanzleisprache mäandert. Bis heute fehlt eine überlieferungsgeschichtliche Untersuchung von der Handschrift zum Druck ebenso wie eine kritische Edition. Eine solche ist in der Reihe Editio Bavarica zu Schmidels Reisebeschreibung in Vorbereitung.
In der Summe ist Ulrich Schmidel als bayerischer Reiseschriftsteller auf eine Stufe mit Hans von Schiltberg zu stellen. Während der Schiltberger als Pionier der Orientliteratur anzusehen ist, ragt Schmidel als früher Beschreiber Lateinamerikas hervor.
Häberlein, Mark: Schmidl, Ulrich. In: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 161f. URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118945882.html#ndbcontent, (08.01.2019).
Wolf, Klaus (2019): Conquistador und Reiseschriftsteller. Ulrich Schmidel (um 1500-1580/81). In: Literatur in Bayern 34, H. 135, S. 10f.
Quelle:
Ulrich Schmidel: Wahrhafftige Historien einer Wunderbaren Schiffart. Hrsg. v. Hans Plischke (Frühe Reisen und Seefahrten in Originalberichten, 1). Graz 1962.