Info
Geb.: 25. 8.1613 in Hall in Tirol
Gest.: 10.11.1673 in Ebersberg
Michael Staudacher: Genovefa, Das ist Wunderliches Leben und denckwürdige Geschichten der H. Genovefa, Geborner Hertzogin aus Brabant (c) BSB, V.ss. 348
Wirkungsorte:
Dillingen

Michael Staudacher

Michael Staudacher wird 1613 in Hall in Tirol geboren, als Sechzehnjähriger  tritt er in Landsberg in den Jesuitenorden ein. Er wird Professor für Rhetorik, Mathematik und Hebräisch in München, wo er 1641 Thesen aus der scholastischen Philosophie publiziert. 1647 wird Staudacher Prediger in Dillingen, ab 1650 hat er dieses Amt an der Hofkirche Innsbruck inne. Dort veröffentlicht er seine Predigtsammlung Geistliche und sittliche Redverfassungen (2 Tle., 1656), mit Zitaten von deutschen katholischen Dichtern wie Johannes Khuen und Friedrich Spee. Zuvor hat Staudacher in Dillingen das Buch Centum affectus Amoris divini (1647) vorgelegt, eine Meditations- und Gebetsammlung, in der die Liebe im Mittelpunkt steht. Zu seinen Interessen gehören auch naturwissenschaftliche Studien, u.a. über die Edelsteinvorkommen in Tiroler Bergwerken, wie aus einem in Mundus subterraneus (1664) zitierten Brief des Jesuiten Athanasius Kircher (1602-1680) hervorgeht.

Bekannt ist Michael Staudacher aber vor allem durch seinen Gräfin Isabella Eleonora von Öttingen-Wallerstein gewidmeten Legendenroman Genovefa, Das ist: Wunderliches Leben und Denckwürdige Geschichten der H. Genovefa (1648 u.ö.). Es handelt sich mit Ausnahme der früheren deutschen Übersetzung von Hieronymus Ambrosius Langenmantel um die erste deutsche Wiedergabe der Genovefa-Legende um die (historisch nicht verbürgte) Tochter des Herzogs von Brabant und Pfalzgräfin, Genovefa von Brabant. Das Motiv der unschuldig verdächtigten Gattin und verfolgten Frau, die mit ihrem neugeborenen Sohn sechs Jahre lang in einer Höhle mittels einer Hirschkuh der Gottesmutter versorgt wird, entwickelt sich stofflich zum Volksbuch und erfährt seine weite Verbreitung im 19. Jahrhundert durch eine Fassung von Christoph von Schmid.

Die Legende der Genovefa hat bereits in den Dillinger Predigten Staudachers ihre Funktion als Exempel gehabt. Verbunden mit einem überschwänglichen Lob Georg Philipp Harsdörffers, was Sprachgebrauch und Stilideal angeht, bekundet Staudacher in der Widmung, die Reinheit in der „Mutter-Sprach“ u.a. durch Exklusion von Fremdwörtern zu wahren. Wortneubildungen und -schöpfungen (Neogolismen) werden neben mundartlichen Wendungen so legitimiert. Im Zuge dieses Abrückens vom oberdeutschen Sprachkonzept verhindert die Kirche kurz nach Erscheinen des Romans allerdings die weitere Verbreitung.

Verfasst von: Bayerische Staatsbibliothek / Dr. Peter Czoik

Sekundärliteratur:

Pörnbacher, Karl (2002): Schwäbische Literaturgeschichte. Tausend Jahre Literatur aus Bayerisch Schwaben. Anton H. Konrad Verlag, Weißenhorn, S. 126f.

Sieveke, F. (2011): Staudacher, Michael. In: Verfasser-Datenbank. Berlin, Boston: De Gruyter. URL: http://www.degruyter.com.vdbo.emedia1.bsb-muenchen.de/view/VDBO/vdbo.killy.6389, (07.09.2016).

Wimmer, Ruprecht (2010): Der Genovefa-Roman des Jesuiten Michael Staudacher von 1648. In: Breuer, Dieter; Tüskés, Gábor (Hg.): Fortunatus, Melusine, Genovefa. Internationale Erzählstoffe in der deutschen und ungarischen Literatur der frühen Neuzeit (Beihefte zu Simpliciana, 6). Peter Lang, Bern, S. 341-356.


Externe Links:

Literatur von Michael Staudacher im BVB

Literatur über Michael Staudacher im BVB

Michael Staudacher in der BLO