Bettina Blumenberg
Bettina Blumenberg wird als Tochter des berühmten Philosophen Hans Blumenberg (Arbeit am Mythos, 1979) in Lübeck geboren. Sie studiert Altphilologie, macht eine kaufmännische Ausbildung und setzt ihr Studium mit Kunstgeschichte und Romanistik fort. Bis 1979 wirkt sie als Regieassistentin und Dramaturgin am Bochumer Schauspielhaus – seither ist sie als freie Schriftstellerin, Lektorin und Übersetzerin tätig. Ab 1983 lebt Bettina Blumenberg in München.
In den Jahren 1983 bis 1985 veröffentlicht sie zwei wichtige Erzählungen: Vor Spiegeln und Verführung. Ihr dritter Erzählband Sieben Ansichten erscheint ein Jahr darauf 1986.
Vor Spiegeln (1983) ist eine Liebesgeschichte, deren zentraler Kern die Trennung ist. Diese erweist sich zunehmend als komplexe Form weiblicher Selbsterkundung: Während am Anfang noch Sprachlosigkeit gegenüber der männlichen „intellektuellen Potenz“ herrscht, findet die Protagonistin Barbara allmählich ihre Sprache wieder und wird einer flüchtigen (imaginären) Liebesbeziehung fähig. Die Metapher des Spiegels wirft dabei das Ich immer wieder auf seine eigene Zerrissenheit zurück, wie sie auch die Schwierigkeit verdeutlicht, an die vielschichtige Realität heranzureichen. Erzählerische Konventionen werden in diesem Sinne aufgelöst, philosophische Kategorien wie Raum und Zeit analog zum französischen Nouveau roman übergangen.
Verführung (1985) geht noch einen Schritt weiter, indem Bilder und Sprache zur gedanklichen Projektionsfläche werden und die – wieder weibliche – Protagonistin Julia auf der Suche nach dem fremden Bildhauer Ernest Alexander im Dunkeln tappen lassen. Die Beziehung zu Alexander wird nicht erzählt, sondern entfaltet sich aus dem Traumprotokoll der Geschichte heraus, gleichsam von hinten, wobei alle Motive des Anfangs erneut aufgegriffen werden. Verführung als Metapher umfasst hier sowohl Führung als auch Irreführung.
Bettina Blumenbergs Werk wird mehrfach ausgezeichnet: 1983/84 bekommt sie ein Stipendium des Deutschen Literaturfonds, 1984 den Marburger Förderpreis für Literatur, 1985 ein Stipendium „Münchner Literaturjahr“, ein Stipendium der Stiftung Kulturaustausch in Amsterdam sowie den Bayerischen Kunstförderpreis in der Sparte Literatur.
Darüber hinaus ist Bettina Blumenberg als Übersetzerin von diversen literarischen, biographischen, künstlerischen und kunstgeschichtlichen Werken (Henry James, Max Jacob, Anthony Bailey, Donald Spoto, Jürgen Partenheimer, Gilles Néret, Jean-Claude Gautrand u.v.m.) hervorgetreten und hat sich auch als Herausgeberin einen Namen gemacht (u.a. Die Entdeckung der Welt von François Bellec).
Sekundärliteratur:
Drašček, Daniel (1986): Sprach-Bilder – Bilder-Sprache. Zu Bettina Blumenbergs literarischem Werk. München.
Moser, Dietz-Rüdiger (Hg.) (1997): Lexikon der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur seit 1945. Bd. 1. München, S. 134-136.
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Bettina Blumenberg wird als Tochter des berühmten Philosophen Hans Blumenberg (Arbeit am Mythos, 1979) in Lübeck geboren. Sie studiert Altphilologie, macht eine kaufmännische Ausbildung und setzt ihr Studium mit Kunstgeschichte und Romanistik fort. Bis 1979 wirkt sie als Regieassistentin und Dramaturgin am Bochumer Schauspielhaus – seither ist sie als freie Schriftstellerin, Lektorin und Übersetzerin tätig. Ab 1983 lebt Bettina Blumenberg in München.
In den Jahren 1983 bis 1985 veröffentlicht sie zwei wichtige Erzählungen: Vor Spiegeln und Verführung. Ihr dritter Erzählband Sieben Ansichten erscheint ein Jahr darauf 1986.
Vor Spiegeln (1983) ist eine Liebesgeschichte, deren zentraler Kern die Trennung ist. Diese erweist sich zunehmend als komplexe Form weiblicher Selbsterkundung: Während am Anfang noch Sprachlosigkeit gegenüber der männlichen „intellektuellen Potenz“ herrscht, findet die Protagonistin Barbara allmählich ihre Sprache wieder und wird einer flüchtigen (imaginären) Liebesbeziehung fähig. Die Metapher des Spiegels wirft dabei das Ich immer wieder auf seine eigene Zerrissenheit zurück, wie sie auch die Schwierigkeit verdeutlicht, an die vielschichtige Realität heranzureichen. Erzählerische Konventionen werden in diesem Sinne aufgelöst, philosophische Kategorien wie Raum und Zeit analog zum französischen Nouveau roman übergangen.
Verführung (1985) geht noch einen Schritt weiter, indem Bilder und Sprache zur gedanklichen Projektionsfläche werden und die – wieder weibliche – Protagonistin Julia auf der Suche nach dem fremden Bildhauer Ernest Alexander im Dunkeln tappen lassen. Die Beziehung zu Alexander wird nicht erzählt, sondern entfaltet sich aus dem Traumprotokoll der Geschichte heraus, gleichsam von hinten, wobei alle Motive des Anfangs erneut aufgegriffen werden. Verführung als Metapher umfasst hier sowohl Führung als auch Irreführung.
Bettina Blumenbergs Werk wird mehrfach ausgezeichnet: 1983/84 bekommt sie ein Stipendium des Deutschen Literaturfonds, 1984 den Marburger Förderpreis für Literatur, 1985 ein Stipendium „Münchner Literaturjahr“, ein Stipendium der Stiftung Kulturaustausch in Amsterdam sowie den Bayerischen Kunstförderpreis in der Sparte Literatur.
Darüber hinaus ist Bettina Blumenberg als Übersetzerin von diversen literarischen, biographischen, künstlerischen und kunstgeschichtlichen Werken (Henry James, Max Jacob, Anthony Bailey, Donald Spoto, Jürgen Partenheimer, Gilles Néret, Jean-Claude Gautrand u.v.m.) hervorgetreten und hat sich auch als Herausgeberin einen Namen gemacht (u.a. Die Entdeckung der Welt von François Bellec).
Drašček, Daniel (1986): Sprach-Bilder – Bilder-Sprache. Zu Bettina Blumenbergs literarischem Werk. München.
Moser, Dietz-Rüdiger (Hg.) (1997): Lexikon der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur seit 1945. Bd. 1. München, S. 134-136.