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Geb.: 14. 2.1932 in Halberstadt

Alexander Kluge

Alexander Kluge wird als Sohn eines Arztes geboren. In Halberstadt besucht er das Domgymnasium; nach der Scheidung seiner Eltern geht er mit der Mutter nach Berlin und macht dort Abitur. Er studiert in Freiburg, Marburg und Frankfurt Rechtswissenschaft, Geschichte und Kirchenmusik. Nach seiner Promotion 1956 wird er juristischer Berater des Frankfurter Instituts für Sozialforschung und Vertrauter des Philosophen und Soziologen Theodor W. Adorno. Anfang der 1960er Jahre wird Alexander Kluge als Schriftsteller und Filmemacher bekannt. 1962 liest er bei der Gruppe 47 aus seinem Band Lebensläufe und initiiert, zusammen mit 25 jungen Filmemachern, das Oberhausener Manifest. 1966 erhält er für seinen Film Abschied von Gestern den Silbernen Löwen bei den Filmfestspielen in Venedig.

Bis Mitte der 1980er Jahre dreht er 14 Spielfilme. Nach der Aufkündigung der Filmförderung führt Alexander Kluge das Konzept der Politik der Autoren in sogenannten Kulturfenstern der Privatsender fort. In einem Zeitraum von 20 Jahren entstehen 1500 Stunden Sendezeit, in denen er Gespräche mit Künstlern verschiedener Sparten, Wissenschaftlern und Politikern führt.

Zusammen mit dem Soziologen Oskar Negt verfasst er mehrere wissenschaftliche Bücher, darunter Öffentlichkeit und Erfahrung (1972), Geschichte und Eigensinn (1981) und Maßverhältnisse des Politischen (1992).

2000 wendet sich Kluge wieder verstärkt der Literatur zu und publiziert einige Erzählungsbände. Sein literarisches Werk liegt in fünf Bänden (des Suhrkamp Verlags) vor: Die zweibändige Chronik der Gefühle (2000) enthält auch die in den 1960er und 1970er Jahren publizierten Erzählungen. Weitere Bände: Die Lücke, die der Teufel lässt (2003), Tür an Tür mit einem anderen Leben (2006), Geschichten vom Kino (2007).

Kluge versichert, auf jeder dieser mehr als 4000 Seiten, das, was zu sagen ist, auf kürzeste Weise dargestellt zu haben. Sein Ziel ist die authentische Vermittlung von Erfahrungen in einer gesellschaftlichen Realität, in der individuelle Erfahrungen entwertet werden. Ausgangspunkt ist das 20. Jahrhundert, der Zeitraum, mit dem er sich unmittelbar emotional verbunden fühlt. Präzise und lakonisch charakterisiert und kritisiert er die dominierenden gesellschaftlichen Elemente: Justiz, Verwaltung, Wirtschaft, Militär, Wissenschaftsbetrieb.

Kluge ist sowohl für sein filmisches als auch für sein literarisches Werk vielfach ausgezeichnet worden: 1985 erhält er den Kleist-Preis, 1986 den Kulturellen Ehrenpreis der Landeshauptstadt München, 1993 den Heinrich-Böll-Preis, 2001 zum zweiten Mal – nach 1979 – den Bremer Literaturpreis, 2003 den Georg-Büchner-Preis.

Alexander Kluge ist Mitglied des P.E.N.-Zentrums. Seit 1972 gehört er der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg als Mitglied an, seit 1982 der Akademie für Sprache und Dichtung Darmstadt und seit 1994 der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. 2017 wird Alexander Kluge mit dem Jean-Paul-Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet.

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