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Geb.: 31.10.1903 in Landshut
Gest.: 17.6.1985 in München

Wilhelm Lukas Kristl

Geboren ist Wilhelm Lukas Kristl am 31. Oktober 1903 als einziges Kind eines Eisenbahners in Landshut. Seine Kindheit verbringt er zunächst in Passau. Als er zehn Jahre alt ist, zieht die Familie nach München. Kristl macht eine kaufmännische Lehre als Kontokorrentbuchhalter. Die Revolution von 1918 und die Räterepublik machen auf ihn einen ungeheuren Eindruck. Er ist fasziniert von der Idee, durch einen politischen Umbruch eine gerechtere Welt zu schaffen. Später schreibt er Artikelserien über die Revolutionen von 1848 und 1918 und sammelt Flugblätter und Schriften aus der Rätezeit. Er liest viel, schreibt seine ersten literarischen Texte, geht viel ins Theater und sitzt häufig in Kaffeehäusern. In dieser Zeit lernt er Oskar Maria Graf kennen.

Nach einem längeren Aufenthalt im Tessin 1926 gibt Kristl seinen Beruf als Buchhalter auf. Der Chefredakteur der sozialdemokratischen Münchner Post, Erich Auer, gibt dem jungen unbekannten Journalisten eine Chance. Sechs Jahre lang schreibt er regelmäßig Gerichtsreportagen, Lokalfeuilletons und Filmkritiken. Das dafür nötige Handwerkszeug bringt er sich selbst bei. Bei Oskar Maria Graf lernt er durch einen Zufall Ödön von Horváth kennen. Mit ihm verfasst er gemeinsam das Volksstück Glaube, Liebe, Hoffnung (1932), das auf einem realen Gerichtsfall beruht.

Als am 9. März 1933 die Münchner Post im Zuge der Gleichschaltung Bayerns verboten wird, ist Wilhelm Lukas Kristls Karriere als Journalist vorerst beendet. Zunächst taucht er bei Verwandten unter. 1935 geht er als Auslandskorrespondent für Schweizer und deutsche Zeitungen nach Madrid. In Spanien entsteht der größte Teil des 1954 veröffentlichten Buches Kampfstiere und Madonnen, das Kristls ganze Liebe zu Spanien zeigt. Nach München kehrt er erst nach dem Ende des Dritten Reichs zurück.

1950 wird Wilhelm Lukas Kristl Redakteur der Süddeutschen Sonntagspost und der Illustrierten Weltbild. Ab 1955 leitet er 14 Jahre lang die Presseabteilung der Bayernwerke. In dieser Zeit und danach entsteht Der weiß-blaue Despot (1965), eine Biographie über Oskar von Miller, den Gründer des Deutschen Museums und Mitbegründer der Bayernwerke. Kristl schreibt die erste Biographie des heute fast vergessenen Dichters Heinrich Lautensack ... und morgen steigt ein Licht herab (1962) und gibt wenige Jahre später seine gesammelten Schriften heraus. 1958 legt er unter dem Titel Kneißl. Bayerns Kriminalfall der Jahrhundertwende erstmals eine ausführliche Darstellung der Lebensgeschichte des Außenseiters und Volkshelden Matthias Kneißl vor. Auch die Biographie Lola, Ludwig und der General (1979) über die skandalumwitterte Tänzerin Lola Montez zeigt die für Kristls Texte charakteristische ideale Verbindung von Lesen, Sammeln, Erforschen und Verarbeiten.

Für sein literarisches Wirken wird er mehrfach geehrt, u.a. mit dem Tukan-Preis (1966), dem Schwabinger Kunstpreis (1972), dem Ernst-Hoferichter-Preis (1978) und dem Bayerischen Poetentaler (1985). Er stirbt am 17. Juni 1985 in München.

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek

Sekundärliteratur:

Tworek, Elisabeth (2004): Wilhelm Lukas Kristl (31.10.1903 – 17.6.1985). Weltmann aus Schwabing. In: Schweiggert, Alfons; Macher, Hannes S. (Hg.): Autoren und Autorinnen in Bayern. 20. Jahrhundert. Bayerland Verlag, Dachau, S. 190-192.


Externe Links:

Literatur von Lukas Kristl im BVB

Literatur über Lukas Kristl im BVB

Lukas Kristl in der BLO