Max Dauthendey
Max Dauthendey (1867-1918), jüngerer Halbbruder der Dichterin Elisabeth Dauthendey, zeichnet sich durch eine farbige wie verfremdete Bildersprache aus, die seine Dichtkunst von naturalistischen und impressionistischen Tendenzen seiner Zeit unterscheidet. Der auch als Maler tätige Schriftsteller führt ein unstetes Wanderleben und reist durch die Welt: beispielsweise nach Ägypten, Japan, Indien und Amerika.
Werdegang
Max Dauthendey verlebt die Jugendjahre und fotografische Ausbildung beim Vater bis 1891 in Würzburg. Danach verlässt er die Stadt, um als Dichter nach Berlin zu gehen. Nicht zuletzt von dem übermächtigen Vater, einem Pionier der Fotografie in Deutschland und positivistischen Tatmenschen, versucht er sich zu befreien, wovon noch seine autobiografische Schrift Der Geist meines Vaters (1912) zeugt.
Es folgt ein unstetes Wanderleben quer durch Europa mit Stationen in München, Paris und Skandinavien u.a. 1893 macht Dauthendey Bekanntschaft mit Stefan George und Richard Dehmel, den literarischen Vorbildern seiner Lyrik. Vielfältige Anregungen erhält er 1905/06 auf einer ersten Weltreise nach Ägypten, Japan, Indien, Honolulu und Amerika.
Neuerliche Unrast packt ihn, nachdem weder das neuerbaute eigene Waldhaus im Guggelesgraben bei Würzburg noch eine abgeschlossene Italienreise im Herbst 1913 ihn zur Ruhe kommen lassen, zu einer zweiten Weltreise, die Dauthendey am 26. April 1914 von Bremen aus antritt. Diese führt ihn nach Sumatra, Java und ins damalige Deutsch-Neu-Guinea. Auf der Rückreise von Neu-Guinea nach Deutschland wird er vom Ausbruch des Ersten Weltkrieges allerdings überrascht. Da ihm die Rückfahrt verwehrt bleibt, ist er viele Jahre einem tropischen Klima ausgesetzt, von Tropenkrankheiten geschwächt und verzehrt von brennender Sehnsucht nach Frau und Heimat.
Am 29. August 1918 stirbt Max Dauthendey interniert in Malang auf Java. Erst 1930 gelingt es seiner Frau, die Gebeine des Dichters nach Würzburg zu überführen.
Wichtige Werke (Auswahl)
In seinem ersten Roman Josa Gerth (1893), der nach dem Vorbild von Jens Peter Jacobsens Niels Lyhne entworfen ist, reift sein Weltgefühl der Allbeseelung zu einem festen Standpunkt aus. Dauthendey beschreibt den fehlgeleiteten Reifeprozess seiner Protagonistin, die am Ende des Romans an den Ort ihrer Kindheit zurückkehrt.
Die Prosagedichtsammlung Ultra Violett (1893), mit ihren synästhetischen Orgien, mag als Beispiel für die ebenso farbige wie verfremdete Bildersprache gelten, die Dauthendeys Dichtkunst von naturalistischen und impressionistischen Tendenzen seiner Zeit unterscheidet. Poetische „Früchte“ der Jahre seiner ersten Weltreise sind neben Reisebriefen: das lyrische Reisetagebuch bzw. Epos Die geflügelte Erde (1910), das in einfachem, volksliedhaftem Stil gehalten ist; die Sammlungen erzählender Prosa Lingam (1909), Die acht Gesichter am Biwasee (1911) und Geschichten aus den vier Winden (1915); der Roman Raubmenschen (1911), eine Verarbeitung des Mexiko-Erlebnisses; sowie das thematische Lied der Weltfestlichkeit (1917), das in hymnisch-pathetischem Tonfall ein kosmisches Welterleben zelebriert.
Der 1925 erscheinende Band Letzte Reise. Aus Tagebüchern, Briefen und Aufzeichnungen gibt einen Einblick in das reiche und auch sehr qualvolle Erleben dieser Zeit, das Dauthendey in 27 Kriegstagebüchern und vielen Briefen gestaltet hat.
Sekundärliteratur:
Bauer, Ralph (1992): Neue Welt und Java. Max Dauthendey. In: Illing, Kurt (Hg.): Auf den Spuren der Dichter in Würzburg. Eigenverlag, Würzburg, S. 65-80.
Bietak, Wilhelm: Dauthendey, Max Albert. In: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 531-533, http://www.deutsche-biographie.de/pnd118678973.html, (25.10.2011).
Goepfert, Günter (2004): Max Dauthendey (25.7.1867 – 29.8.1918). Auf der Suche nach einem „Leben der Weltfestlichkeit“. In: Schweiggert, Alfons; Macher, Hannes S. (Hg.): Autoren und Autorinnen in Bayern. 20. Jahrhundert. Bayerland Verlag, Dachau, S. 40f.
Meid, Volker (20062): Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren. Stuttgart, S. 173f.
„tos“ [= Schwarzmeier, Tobias] (2006): Literaten mit mehr als einer Heimat. Bernhard M. Barons Debüt als Vorleser bringt Zuhörer auf den Geschmack. In: Der neue Tag (Weiden i.d. OPf.), Lokales (Stadt Weiden), 9. Mai 2006.
Georg Hippeli: Max Dauthendey. Meine Smeroe-Besteigung (mit Leseprobe)
Georg Hippeli: Mit Dauthendey durchs Jahr. Natur und Jahreszeiten im Spiegel von Dauthendeys Lyrik (mit Leseprobe)
Externe Links:
Literatur von Max Dauthendey im BVB
Literatur über Max Dauthendey im BVB
Max Dauthendey (1867-1918), jüngerer Halbbruder der Dichterin Elisabeth Dauthendey, zeichnet sich durch eine farbige wie verfremdete Bildersprache aus, die seine Dichtkunst von naturalistischen und impressionistischen Tendenzen seiner Zeit unterscheidet. Der auch als Maler tätige Schriftsteller führt ein unstetes Wanderleben und reist durch die Welt: beispielsweise nach Ägypten, Japan, Indien und Amerika.
Werdegang
Max Dauthendey verlebt die Jugendjahre und fotografische Ausbildung beim Vater bis 1891 in Würzburg. Danach verlässt er die Stadt, um als Dichter nach Berlin zu gehen. Nicht zuletzt von dem übermächtigen Vater, einem Pionier der Fotografie in Deutschland und positivistischen Tatmenschen, versucht er sich zu befreien, wovon noch seine autobiografische Schrift Der Geist meines Vaters (1912) zeugt.
Es folgt ein unstetes Wanderleben quer durch Europa mit Stationen in München, Paris und Skandinavien u.a. 1893 macht Dauthendey Bekanntschaft mit Stefan George und Richard Dehmel, den literarischen Vorbildern seiner Lyrik. Vielfältige Anregungen erhält er 1905/06 auf einer ersten Weltreise nach Ägypten, Japan, Indien, Honolulu und Amerika.
Neuerliche Unrast packt ihn, nachdem weder das neuerbaute eigene Waldhaus im Guggelesgraben bei Würzburg noch eine abgeschlossene Italienreise im Herbst 1913 ihn zur Ruhe kommen lassen, zu einer zweiten Weltreise, die Dauthendey am 26. April 1914 von Bremen aus antritt. Diese führt ihn nach Sumatra, Java und ins damalige Deutsch-Neu-Guinea. Auf der Rückreise von Neu-Guinea nach Deutschland wird er vom Ausbruch des Ersten Weltkrieges allerdings überrascht. Da ihm die Rückfahrt verwehrt bleibt, ist er viele Jahre einem tropischen Klima ausgesetzt, von Tropenkrankheiten geschwächt und verzehrt von brennender Sehnsucht nach Frau und Heimat.
Am 29. August 1918 stirbt Max Dauthendey interniert in Malang auf Java. Erst 1930 gelingt es seiner Frau, die Gebeine des Dichters nach Würzburg zu überführen.
Wichtige Werke (Auswahl)
In seinem ersten Roman Josa Gerth (1893), der nach dem Vorbild von Jens Peter Jacobsens Niels Lyhne entworfen ist, reift sein Weltgefühl der Allbeseelung zu einem festen Standpunkt aus. Dauthendey beschreibt den fehlgeleiteten Reifeprozess seiner Protagonistin, die am Ende des Romans an den Ort ihrer Kindheit zurückkehrt.
Die Prosagedichtsammlung Ultra Violett (1893), mit ihren synästhetischen Orgien, mag als Beispiel für die ebenso farbige wie verfremdete Bildersprache gelten, die Dauthendeys Dichtkunst von naturalistischen und impressionistischen Tendenzen seiner Zeit unterscheidet. Poetische „Früchte“ der Jahre seiner ersten Weltreise sind neben Reisebriefen: das lyrische Reisetagebuch bzw. Epos Die geflügelte Erde (1910), das in einfachem, volksliedhaftem Stil gehalten ist; die Sammlungen erzählender Prosa Lingam (1909), Die acht Gesichter am Biwasee (1911) und Geschichten aus den vier Winden (1915); der Roman Raubmenschen (1911), eine Verarbeitung des Mexiko-Erlebnisses; sowie das thematische Lied der Weltfestlichkeit (1917), das in hymnisch-pathetischem Tonfall ein kosmisches Welterleben zelebriert.
Der 1925 erscheinende Band Letzte Reise. Aus Tagebüchern, Briefen und Aufzeichnungen gibt einen Einblick in das reiche und auch sehr qualvolle Erleben dieser Zeit, das Dauthendey in 27 Kriegstagebüchern und vielen Briefen gestaltet hat.
Bauer, Ralph (1992): Neue Welt und Java. Max Dauthendey. In: Illing, Kurt (Hg.): Auf den Spuren der Dichter in Würzburg. Eigenverlag, Würzburg, S. 65-80.
Bietak, Wilhelm: Dauthendey, Max Albert. In: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 531-533, http://www.deutsche-biographie.de/pnd118678973.html, (25.10.2011).
Goepfert, Günter (2004): Max Dauthendey (25.7.1867 – 29.8.1918). Auf der Suche nach einem „Leben der Weltfestlichkeit“. In: Schweiggert, Alfons; Macher, Hannes S. (Hg.): Autoren und Autorinnen in Bayern. 20. Jahrhundert. Bayerland Verlag, Dachau, S. 40f.
Meid, Volker (20062): Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren. Stuttgart, S. 173f.
„tos“ [= Schwarzmeier, Tobias] (2006): Literaten mit mehr als einer Heimat. Bernhard M. Barons Debüt als Vorleser bringt Zuhörer auf den Geschmack. In: Der neue Tag (Weiden i.d. OPf.), Lokales (Stadt Weiden), 9. Mai 2006.
Georg Hippeli: Max Dauthendey. Meine Smeroe-Besteigung (mit Leseprobe)
Georg Hippeli: Mit Dauthendey durchs Jahr. Natur und Jahreszeiten im Spiegel von Dauthendeys Lyrik (mit Leseprobe)