Leonhard Frank
Der überzeugte Sozialist und Pazifist Leonhard Frank (1882-1961) arbeitet als Publizist sowie Schriftsteller und zählt zu den verbrannten Autoren der NS-Zeit. Er flieht über einen langen Weg durch Westeuropa in die USA und lässt sich ab den 1950er Jahren wieder in München nieder. Frank gilt bis zuletzt als scharfer Kritiker der laut ihm erfolglosen Entnazifizierung der BRD.
Werdegang
Leonhard Franks Vater ist der Schreinergeselle Johann Frank, seine Mutter Marie, geborene Bach, eine Arbeiterin, die im Jahr 1914 unter dem Pseudonym Marie Wegrainer ihre Autobiografie Der Lebensroman einer Arbeiterfrau. Von ihr selbst geschrieben publiziert (was ihr Sohn jedoch erst Jahrzehnte später öffentlich macht). Nach dem Besuch der Volksschule macht Leonhard Frank eine Lehre als Schlosser, arbeitet dann als Labordiener in einer Klinik, später auch als Anstreicher, Chauffeur und Fabrikarbeiter. 1905 zieht er nach München und beginnt, mithilfe von Stipendien, ein Studium der Malerei an der Münchner Kunstakademie. Er macht Bekanntschaft mit der Schwabinger Bohème.
Im Jahr 1910 siedelt Leonhard Frank nach Berlin über, wo er seine spätere erste Ehefrau Lisa Ertel (Heirat 1915) kennenlernt. Er pflegt Kontakte zur expressionistischen Literaturszene (Kurt Hiller, Jakob van Hoddis, Georg Heym u.a.). Als überzeugter Sozialist und Pazifist lässt er sich zu einer Ohrfeige hinreißen, als der Journalist Felix Stössinger die Versenkung des britischen Passagierschiffs RMS Lusitania durch deutsche U-Boote als Heldentat feiert. In der Folge emigriert Frank in die Schweiz.
Nach Ende des Ersten Weltkriegs kehrt Frank nach München zurück, nimmt an der Münchner Räterepublik teil und wird bei deren Niederschlagung im Mai 1919 verletzt. Ein Jahr später zieht er erneut nach Berlin und macht sich dort nicht nur als Schriftsteller, sondern auch als Drehbuchautor einen Namen. 1933 werden Leonhard Franks Bücher verbrannt, der Autor flieht über die Schweiz und London nach Paris. Bei Kriegsbeginn wird er vom französischen Militär interniert, kann sich vor der drohenden Auslieferung an die Gestapo nur durch eine erneute Flucht, diesmal über die Pyrenäen nach Portugal und in die USA, retten.
In Amerika arbeitet Frank erneut als Drehbuchautor, jedoch wird er wegen seiner pazifistischen Haltung vom FBI überwacht. 1950 kehrt er nach Deutschland zurück und lässt sich endgültig in München nieder.
Wichtige Werke (Auswahl)
1914 erscheint sein erster Roman Die Räuberbande. In der Schweiz vollendet er seinen Novellenband Der Mensch ist gut, ein engagiert pazifistisches Werk, das in Deutschland verboten wird. 1947 erscheint sein Roman Die Jünger Jesu, der die elende Nachkriegssituation in Deutschland beschreibt. Der Roman Mathilde (1948) ist seiner damaligen Geliebten, der schweizerischen Schriftstellerin und Tänzerin Maria Meinen, gewidmet. Weitere Bücher zu veröffentlichen, gelingt ihm kaum mehr, da er sich als scharfer Kritiker einer nicht gelungenen Entnazifizierung einen Namen macht. Als letztes Werk erscheint der autobiografische Roman Links wo das Herz ist (1952).
Preise & Auszeichnungen
Für seinen ersten Roman Die Räuberbande erhält er 1914 den Fontane-Preis. Im November 1918 wird Frank von Heinrich Mann der Kleist-Preis zugesprochen. Die BRD erhrt ihn mit mehreren Preisen, u.a. mit der Silbernen Medaille der Stadt Würzburg 1952, dem Kulturpreis der Stadt Nürnberg 1953 und dem großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. Die DDR verleiht ihm 1955 für sein Gesamtwerk den Nationalpreis 1. Klasse. Die UdSSR ehrt ihn 1960 mit der Tolstoi-Medaille.
Mitgliedschaften
1928 wird Frank in die Preußische Akademie der Künste zu Berlin aufgenommen. In München wird er Mitglied der Deutschen Akademie der Schönen Künste und der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Sekundärliteratur:
Illing, Kurt (1992): Auf den Spuren der Dichter in Würzburg. Würzburg, S. 103-110.
Meid, Volker (20062): Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren. Stuttgart, S. 248f.
Seitz, Helmut (2004): Leonhard Frank (4.9.1882 – 18.8.1961). Würzburgs ungeliebter Literat. In: Schweiggert, Alfons; Macher, Hannes S. (Hg.): Autoren und Autorinnen in Bayern. 20. Jahrhundert. Bayerland Verlag, Dachau, S. 112.
Rudolph, Katharina (2020): Rebell im Maßanzug: Leonhard Frank. Die Biographie. Berlin.
Externe Links:
Der überzeugte Sozialist und Pazifist Leonhard Frank (1882-1961) arbeitet als Publizist sowie Schriftsteller und zählt zu den verbrannten Autoren der NS-Zeit. Er flieht über einen langen Weg durch Westeuropa in die USA und lässt sich ab den 1950er Jahren wieder in München nieder. Frank gilt bis zuletzt als scharfer Kritiker der laut ihm erfolglosen Entnazifizierung der BRD.
Werdegang
Leonhard Franks Vater ist der Schreinergeselle Johann Frank, seine Mutter Marie, geborene Bach, eine Arbeiterin, die im Jahr 1914 unter dem Pseudonym Marie Wegrainer ihre Autobiografie Der Lebensroman einer Arbeiterfrau. Von ihr selbst geschrieben publiziert (was ihr Sohn jedoch erst Jahrzehnte später öffentlich macht). Nach dem Besuch der Volksschule macht Leonhard Frank eine Lehre als Schlosser, arbeitet dann als Labordiener in einer Klinik, später auch als Anstreicher, Chauffeur und Fabrikarbeiter. 1905 zieht er nach München und beginnt, mithilfe von Stipendien, ein Studium der Malerei an der Münchner Kunstakademie. Er macht Bekanntschaft mit der Schwabinger Bohème.
Im Jahr 1910 siedelt Leonhard Frank nach Berlin über, wo er seine spätere erste Ehefrau Lisa Ertel (Heirat 1915) kennenlernt. Er pflegt Kontakte zur expressionistischen Literaturszene (Kurt Hiller, Jakob van Hoddis, Georg Heym u.a.). Als überzeugter Sozialist und Pazifist lässt er sich zu einer Ohrfeige hinreißen, als der Journalist Felix Stössinger die Versenkung des britischen Passagierschiffs RMS Lusitania durch deutsche U-Boote als Heldentat feiert. In der Folge emigriert Frank in die Schweiz.
Nach Ende des Ersten Weltkriegs kehrt Frank nach München zurück, nimmt an der Münchner Räterepublik teil und wird bei deren Niederschlagung im Mai 1919 verletzt. Ein Jahr später zieht er erneut nach Berlin und macht sich dort nicht nur als Schriftsteller, sondern auch als Drehbuchautor einen Namen. 1933 werden Leonhard Franks Bücher verbrannt, der Autor flieht über die Schweiz und London nach Paris. Bei Kriegsbeginn wird er vom französischen Militär interniert, kann sich vor der drohenden Auslieferung an die Gestapo nur durch eine erneute Flucht, diesmal über die Pyrenäen nach Portugal und in die USA, retten.
In Amerika arbeitet Frank erneut als Drehbuchautor, jedoch wird er wegen seiner pazifistischen Haltung vom FBI überwacht. 1950 kehrt er nach Deutschland zurück und lässt sich endgültig in München nieder.
Wichtige Werke (Auswahl)
1914 erscheint sein erster Roman Die Räuberbande. In der Schweiz vollendet er seinen Novellenband Der Mensch ist gut, ein engagiert pazifistisches Werk, das in Deutschland verboten wird. 1947 erscheint sein Roman Die Jünger Jesu, der die elende Nachkriegssituation in Deutschland beschreibt. Der Roman Mathilde (1948) ist seiner damaligen Geliebten, der schweizerischen Schriftstellerin und Tänzerin Maria Meinen, gewidmet. Weitere Bücher zu veröffentlichen, gelingt ihm kaum mehr, da er sich als scharfer Kritiker einer nicht gelungenen Entnazifizierung einen Namen macht. Als letztes Werk erscheint der autobiografische Roman Links wo das Herz ist (1952).
Preise & Auszeichnungen
Für seinen ersten Roman Die Räuberbande erhält er 1914 den Fontane-Preis. Im November 1918 wird Frank von Heinrich Mann der Kleist-Preis zugesprochen. Die BRD erhrt ihn mit mehreren Preisen, u.a. mit der Silbernen Medaille der Stadt Würzburg 1952, dem Kulturpreis der Stadt Nürnberg 1953 und dem großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. Die DDR verleiht ihm 1955 für sein Gesamtwerk den Nationalpreis 1. Klasse. Die UdSSR ehrt ihn 1960 mit der Tolstoi-Medaille.
Mitgliedschaften
1928 wird Frank in die Preußische Akademie der Künste zu Berlin aufgenommen. In München wird er Mitglied der Deutschen Akademie der Schönen Künste und der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Illing, Kurt (1992): Auf den Spuren der Dichter in Würzburg. Würzburg, S. 103-110.
Meid, Volker (20062): Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren. Stuttgart, S. 248f.
Seitz, Helmut (2004): Leonhard Frank (4.9.1882 – 18.8.1961). Würzburgs ungeliebter Literat. In: Schweiggert, Alfons; Macher, Hannes S. (Hg.): Autoren und Autorinnen in Bayern. 20. Jahrhundert. Bayerland Verlag, Dachau, S. 112.
Rudolph, Katharina (2020): Rebell im Maßanzug: Leonhard Frank. Die Biographie. Berlin.